So oder so haben die Aktivisten ihr Ziel erreicht. Sie haben sich in Erinnerung gerufen und erhalten von den Bewohnern viel Anerkennung. Auch Guillaume Patinde strahlt über so viel Engagement der jungen Leute. Als er vor seine Haustür tritt und den Minibaum begutachtet, nickt er zufrieden. „Eine gute Aktion“, sagt er. „Früher stand in jedem Hof ein Baum. Doch das ist lange her, weil so viele gefällt wurden.“ Er macht das Tor einen Spalt weiter auf und erlaubt einen Blick in seinen Hof. Auch dort gibt es keinen Baum mehr.
Im ersten Moment wirkt das Pflanzen wie eine unpolitische Verschönerungsaktion. Doch Politik ist zentral für die Aktivisten der Bewegung „Balai Citoyen“, was übersetzt so viel bedeutet wie „Bürgerbesen“. Vorbild war „Y'en a marre“ (Es reicht) aus dem Senegal. Vor allem in der Hauptstadt Dakar machten die Anhänger gegen den alten Präsidenten Abdoulaye Wade mobil, der bei der Stichwahl im März 2012 schließlich seine Niederlage eingestehen musste.
Ex-Präsident Compaore nach 27 Jahren gestürzt
Auch die „Bürgerbesen“ haben in ihrer Heimat viel erreicht. Ihre Proteste führten im Oktober 2014 zum Sturz von Dauerherrscher Blaise Compaore, der Burkina Faso 27 Jahre lang regierte. In all seinen Jahren an der Staatsspitze galt das Sahelland mit seinen 18 Millionen Menschen stets als eines der ärmsten überhaupt.
Auch die 23-jährige Leila Sessima Pare kennt ihr Heimatland nur unter „Blaise“, wie der Ex-Präsident, der nach seinem Sturz in die Elfenbeinküste flüchtete, häufig genannt wird. Die junge Frau ist an diesem Morgen die einzige Aktivistin unter lauter Männern – was sie aber nicht stört: „Wir, das sind die Frauen und die jungen Leute, müssen einfach auf die Straßen gehen und für Gerechtigkeit und Gleichberechtigung kämpfen“, fordert die Studentin der Wirtschaftswissenschaften.