
Hemmnis oder Chance?
Menschenrechte ‐ Die Deutsche Bischofskonferenz und Vertreter der katholischen Kirche aus Afrika fordern mehr Einsatz gegen Gewalt an Frauen in aller Welt. Staat und Kirchen sollten ihre Prävention hier deutlich verstärken, sagte Münsters Weihbischof Stefan Zekorn am Wochenende in Lusaka (Sambia) zum Abschluss einer internationalen Konferenz über das Verhältnis von traditionellen Werten und Menschenrechten.
Aktualisiert: 12.07.2015
Lesedauer:
Die Deutsche Bischofskonferenz und Vertreter der katholischen Kirche aus Afrika fordern mehr Einsatz gegen Gewalt an Frauen in aller Welt. Staat und Kirchen sollten ihre Prävention hier deutlich verstärken, sagte Münsters Weihbischof Stefan Zekorn am Wochenende in Lusaka (Sambia) zum Abschluss einer internationalen Konferenz über das Verhältnis von traditionellen Werten und Menschenrechten.
In Schulen, Vereinen und anderen Organisationen sollte Gewalt gegen Frauen thematisiert, am Verhalten von Jungen und Männern gearbeitet und Hilfe für betroffene Mädchen und Frauen angeboten werden. Zekorn vertrat die Deutsche Bischofskonferenz bei der Tagung, die von der Deutschen Kommission Justitia et Pax und dem Jesuit Center for Theological Reflection in Lusaka veranstaltet wurde. Daran teil nahmen unter anderem der Vizepräsident der allafrikanischen Bischofskonferenz SECAM, Erzbischof Gabriel Anokye (Ghana), der Erzbischof von Johannesburg Buti Tlhagale (Südafrika) sowie ranghohe UN-Vertreter und Repräsentanten des Afrikanischen Menschenrechtsschutzsystems.
Die Tagung habe geholfen, „das Verhältnis von Menschenrechten und traditionellen Werten besser zu verstehen und Menschenrechte in den verschiedenen Kulturen besser zu verankern“, betonte Zekorn. Besonders beeindruckt hätten ihn praktische Beispiele zur Verbreitung der Menschenrechte, etwa Frauen, die Tänze im traditionellen Stil entwickelt hätten zu Themen wie „Heirate nicht in eine Polygamie“ oder „Gewalt hat in der Familie keinen Platz“.
Motivationsquelle und Hindernis
„Auch wenn viele kulturelle Praktiken aus der Mode gekommen sind, verändern sich die zugrundeliegenden Haltungen doch nur im Schneckentempo“, betonte Erzbischof Buti Thlagale von Johannesburg. Dabei stehe es außer Frage, „dass nationale Regierungen die Menschenrechte in ihre Verfassungen zu inkorporieren haben und sich zu ihrer Umsetzung verpflichten“.
Der Einsatz für die Menschenwürde zähle zu den besten Werten und Traditionen innerhalb der Kirche, ergänzte Erzbischof Gabriel Anokye aus Ghana. Verletzungen der Menschenrechte handelten „dem Plan Gottes für das Wohl der Menschen zuwider“. Daher rühre der unermüdliche Einsatz zur Förderung, Verteidigung und zum Schutz der Menschenrechte.
Soweit Traditionen und kulturell geprägte Überzeugungen Menschen ermutigten, ein selbstbestimmtes und gleichberechtigtes Leben zu führen, seien sie eine wichtige Motivationsquelle auch für den Einsatz für Menschenrechte, unterstrich Heiner Bielefeldt, Moderator des Sachbereichs Menschenrechte bei Justitia et Pax. „Ohne Rückhalt in der durch kulturelle Traditionen geprägten Lebenswelt können sich Menschenrechte nicht dauerhaft entfalten“, sagte Bielefeldt, der auch UN-Sonderberichterstatter für Religions- und Weltanschauungsfreiheit ist. Nicht selten jedoch stünden kulturelle Praktiken einer freien Entfaltung der Person entgegen. Solche Traditionen müssten mit Verweis auf mangelnden Respekt vor der Menschenwürde als menschenrechts-unverträglich kritisiert werden, fasste Bielefeldt zusammen.

Religion und Entwicklung
„Kultur, traditionelle Werte oder religiöse Überzeugungen dürfen keine Entschuldigung für Menschenrechtsverletzungen sein“, unterstrich Martin Mauthe-Käter, Mitarbeiter im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Dies gelte sowohl für die Rechte von Frauen, von Menschen mit Behinderung, als auch für ethnische, religiöse oder sexuelle Minderheiten.
Zugleich seien Werte der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung und Frieden. Insbesondere Religionen spielten hier eine entscheidende Rolle. „Häufig sind wir in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit erfolgreicher, wenn wir unsere Kräfte bündeln und mit Religionsführern zusammenarbeiten“, so Mauthe-Käther. Daher habe das Entwicklungsministerium eigens ein neues Sektorvorhaben eingerichtet, um die Bedeutung von Religion als wichtige Werteressource stärker in der Entwicklungspolitik zu berücksichtigen. (lek/KNA)