Sowohl Bund wie Länder haben sich aus Sicht des katholischen Flüchtlingsexperten Paolo Parisi unzureichend auf die Betreuung der Flüchtlinge vorbereitet. „Wenn es keinen Plan für die humanitäre Hilfe gibt, ist sie nicht mehr human“, sagt der Priester und Mitarbeiter der Migrantenpastoral in Sao Paulo.
„Wir zerbrechen uns den Kopf, wie wir den Haitianern eine warme Suppe organisieren können, eine Aufgabe, die eigentlich der Staat übernehmen müsste“, meint Parisi. Die Migrantenpastoral im Zentrum Sao Paulos ist mit 160 haitianischen Bewohnern derzeit hoffnungslos überbelegt. Ende Mai gingen Fotos durch die Medien, die zeigten, wie Insassen aus Mangel an Waschgelegenheiten Pinkelbecken für die Körperreinigung benutzten.
In Sao Paulo leben Hunderte Haitianer auf den Straßen. Ohne die Landesregierung von Sao Paulo zu informieren, hatte die Regierung von Acre wöchentlich bis zu 1.000 Haitianer per Bus herangekarrt. Man sei dazu gezwungen gewesen, da der Bund immer noch nicht die seit Jahren versprochenen Hilfsgelder bereitgestellt habe, erklärte die Landesregierung.
Appell zum Weltflüchtlingstag
Deshalb ruft die katholische Kirche zum Weltflüchtlingstag an diesem Samstag zu Bürgerengagement für die Hilfesuchenden auf. „Die Position der Kirche war stets, den Ärmsten und Hilfsbedürftigen zur Seite zu stehen; dies war das Beispiel, das Jesus uns gegeben hat“, sagt Rio de Janeiros Erzbischof Orani Joao Tempesta. „Und dies ist auch die Linie, die Papst Franziskus in seinem Pontifikat verfolgt.“
Zum Auftakt des Weltflüchtlingstags plant die Kirche am Freitag einen feierlichen Akt: Am Fuß der Christus-Statue wollen sich Kirchenvertreter mit Flüchtlingen treffen. Die Christusfigur mit den gütig ausgebreiteten Armen, das Wahrzeichen von Rio de Janeiro, soll dann in Blau erstrahlen – der Farbe der Hoffnung und des Hohen Flüchtlingskommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR).
Von Thomas Milz (KNA)