Bereits am Freitag hatten tausende Menschen an einer Lichterprozession zu Ehren Romeros teilgenommen. Bei dem bunten Umzug hielten viele Gläubige Fotos des ermordeten Erzbischofs in die Höhe, und junge Pilger sorgten für die musikalische Untermalung. Immer wieder ertönte der Ruf „Viva Romero“ („Es lebe Romero“), der dann auch während der Seligsprechung am Samstag immer wieder zu hören war. Im anschließenden Gottesdienst rief der honduranische Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga alle Priester auf, dem Beispiel Romeros in ihrer täglichen Arbeit zu folgen. Dieses Blut sei nicht vergebens vergossen worden, sagte der Erzbischof von Tegucigalpa anschließend bei einer Gebetswache.
Staatsoberhäupter Lateinamerikas würdigten Romero
Vor allem Lateinamerikas Linkspolitiker waren bemüht, Romero als einen der ihren zu würdigen. Argentiniens in wenigen Monaten aus dem Amt scheidende Präsidentin Cristina Kirchner erinnerte in ihrer Grußbotschaft an die dunkle Zeit der Militärdiktatur. Ecuadors Präsident Rafael Correa suchte noch sichtlich bewegt am Nachmittag nach der Seligsprechung das Grab Romeros in der Krypta der Kathedrale von San Salvador auf. Dort hatte zuvor bereits der kubanische Vizepräsident Miguel Diaz Canel einen verbalen Schulterschluss vollzogen: „Kuba solidarisiert sich mit Romero“, sagte er in einer kurzen Erklärung.
So oder so: Oscar Romero Galdamez, am 15. August 1917 in einfachen Verhältnissen in der Kleinstadt Ciudad Barrios im Süden des Landes geboren, bewegt offenbar auch über seinen gewaltsamen Tod am 24. März 1980 heute noch die Gemüter. Durch seinen Einsatz für die Rechte der Armen hatte er, seit 1977 Erzbischof in der Hauptstadt, den Hass reaktionärer Kreise auf sich gezogen. Als Auftraggeber des Mordes stehen Militärs im Verdacht; die Hintergründe der Tat wurden nie ganz aufgeklärt. Eine Orgie der Gewalt begann nach seinem Tod: Im Bürgerkrieg zwischen Sicherheitskräften, rechten Todesschwadronen und linksgerichteten Guerillagruppen fanden bis 1992 mindestens 75.000 Menschen den Tod.
Von Tobias Käufer (KNA)