Martin Kollmann ist Gründungsmitglied des DNTDs. Der Augenarzt arbeitet seit Jahren für die Christoffel-Blindenmission in Kenia. „Es handelt sich um Krankheiten vernachlässigter Menschen“, sagt Kollmann. Von der Flussblindheit schwer getroffene Gemeinschaften verließen aus ihrer Not heraus ihre Dörfer und damit auch oft fruchtbares Ackerland, um dem „blindmachenden Fluss“ zu entkommen.
Auch bei der Flussblindheit kommen die Larven über das Wasser, breiten sich im Körper aus, verursachen Juckreiz und schwere Hautveränderungen. Im schlimmsten Fall erblinden die Erkrankten. Oft seien Kinder für die Versorgung der Blinden zuständig und könnten daher nicht zur Schule gehen, beklagt Kollmann. „Das verstärkt den Armutszirkel.“ Jährlich erblinden laut WHO rund 300.000 Menschen.
Noch größere Schäden richtet das Trachom an. Nach WHO-Schätzungen erblinden jedes Jahr etwa sechs Millionen Menschen infolge dieser bakteriellen Infektion. „Beide Krankheiten führen zu schweren Behinderungen und Stigmatisierungen“, sagt Kollmann. Dabei gebe es gute und verfügbare Behandlungsmöglichkeiten. Die Blindenmission behandele Betroffene mit gespendeten Medikamenten – mit Erfolg.
Mediziner setzen Hoffnung in G7-Gipfel
Aus Sicht des Mediziners müssen die G7-Staaten vor allem die medizinische Infrastruktur zum Kernthema machen. Dafür brauche es mehr Geld und eine gute Koordination mit den Ländern. Armut, schwache Gesundheitssysteme und Konflikte könnten die jahrelange Arbeit schnell zunichtemachen, sagt Kollmann.
Auch Ärzte ohne Grenzen dringt auf konkrete Ergebnisse vom Gipfel. Es brauche mehr Kooperationen zwischen Forschungsinstituten, Stiftungen und Pharmaindustrie. Schlussendlich müssten wirksame, verfügbare und preisgünstige Medikamente und Impfstoffe hergestellt werden. Dafür müsste die Pharmabranche von „exorbitant hohen Gewinnerwartungen ablassen“, betont der Vorstandsvorsitzende Tankred Stöbe.
Ebola ist auch eine seltene Infektionskrankheit. Kollmann erinnert daran, dass Ebola drastisch gezeigt habe, was passiere, wenn die medizinische Infrastruktur nicht ausreiche. Ebola steht neben den vernachlässigten Tropenkrankheiten auf der G7-Agenda. Dennoch gibt es fast eineinhalb Jahre nach Epidemiebeginn weiterhin weder Impfstoff noch Arznei. Für Ärzte ohne Grenzen ist es eine Minimalforderung, dass es bald ein verfügbares und erschwingliches Medikament gibt. Möglichst schnell.
Von Anna Mertens (KNA)