An Warnungen mangelt es nicht. Auch Kirchenvertreter beziehen klar Position, allen voran Papst Franziskus: „Wir dürfen nicht zulassen, dass das Mittelmeer ein großer Friedhof wird“, forderte er Ende 2014 vor dem EU-Parlament. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki verlangt eine bessere Langzeithilfe. Dazu zählten ein Ende der Korruption in Afrika, Bildung und Ausbildung für alle sowie der Aufbau demokratischer Strukturen. All dies gewinnt jedoch schwerer an Fahrt als ein marodes Boot skrupelloser Schlepper.
Selbst verarbeiten statt exportieren
Verbände wie Regierungen haben sogar vielversprechende Konzepte ausgetüftelt. Und nicht immer verschwinden sie nach Konferenzen einfach in der Schublade. Minister Müller schwärmt von gelungenen Projekten in Ghana, Liberia und Nigeria. Er bemängelt freilich auch: „Wir Europäer haben wertvolle Ressourcen zu Niedrigstpreisen bekommen und den Arbeitskräften Sklavenlöhne gezahlt.“ Außerdem werden die günstig eingekauften Rohstoffe dann in den Industriestaaten verarbeitet und als Endprodukt verkauft, deutlich teurer. Erst das Veredeln beschert den Profit.
Luig vom kirchlichen Hilfswerk
Misereor
setzt deshalb hier den Hebel an: „Die afrikanischen Länder müssen ihre Agrar-Rohstoffe wie Baumwolle selbst verarbeiten können, anstatt sie zu Schleuderpreisen in den Export zu geben.“ In Asien hätten einige Länder das bereits geschafft. Erst wenn es auch in Afrika bergauf geht, werden dort weniger Menschen Leib und Leben buchstäblich aufs Meer setzen.
Von Thomas Winkel (KNA)