„Land. Leben. Glauben.“

„Land. Leben. Glauben.“

Farbe bekennen, sich in pastoralen und politischen Fragen einmischen – das ist die Botschaft der Bundesversammlung der Katholischen Landvolkbewegung ( KLB ), die am Wochenende (24. bis 26. April) im münsterländischen Freckenhorst stattgefunden hat. Im Vordergrund der dreitägigen Veranstaltung stand der Abschluss der Jahreskampagne „Land. Leben. Glauben.“

Erstellt: 28.04.2015
Aktualisiert: 12.07.2015
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Farbe bekennen, sich in pastoralen und politischen Fragen einmischen – das ist die Botschaft der Bundesversammlung der Katholischen Landvolkbewegung ( KLB ), die am Wochenende (24. bis 26. April) im münsterländischen Freckenhorst stattgefunden hat. Im Vordergrund der dreitägigen Veranstaltung stand der Abschluss der Jahreskampagne „Land. Leben. Glauben.“

„Das pastorale Thema war ganz klar der Wunsch der Mitglieder“, erklärte der Bundesvorsitzende Korbinian Obermayer. Vor dem Hintergrund des Umbruchs in der katholischen Kirche auch in ländlichen Gebieten war es das Ziel, tragfähige Konzepte zu entwickeln, „den Glauben in das Leben der Menschen zurückzubringen“, betonte die stellvertretende Bundesvorsitzende Elisabeth Konrad.

Im Gottesdienst am Samstagabend verwies der münstersche Bischof Dr. Felix Genn auf den Zusammenhang von Land und Leben. „Wie viel hat der Bauernstand dazu beigetragen, dass Menschen leben können!“ Brot und Wein seien landwirtschaftliche Produkte und zugleich christliche Symbole des Lebens. „Sagen Sie uns Bischöfen, wo wir Schwerpunkte in unseren Veröffentlichungen setzen sollen“, ermutigte Genn die 80 Delegierten zu einem selbstständigen und selbstbewussten Handeln: „Wir interessieren uns für die grundlegenden Dinge aus der Kraft des Glaubens.“

Bild: © Bistum Münster

Zehn Leitsätze zur Landpastoral

Die Bundesversammlung verabschiedete zehn Leitsätze zur Landpastoral. Darin fordert die KLB unter anderem, die Leitungsaufgaben in der katholischen Kirche neu zu beschreiben. In jedem Dorf brauche es Ansprechpartner, denen Aufgaben verbindlich übertragen werden. „Die wesentliche Aufgabe der Hauptberuflichen wird es sein, die Laien an die Hand zu nehmen“, betonte Konrad. Die KLB fordert, Laien verstärkt zu qualifizieren, zu begleiten sowie Vielfalt und eigenständiges Handeln vor Ort zu fördern.

Vor dem Hintergrund einer sich verändernden Infrastruktur auch im kommunalen Bereich ermutigt die Landvolkbewegung die kirchlich Engagierten, aktiv mit den Kommunen zusammenzuarbeiten, denn „Kirche und Kommune tragen eine gemeinsame Verantwortung für den ländlichen Raum“, so Konrad. Wenn diese Vernetzung, in der alle Gruppierungen in einer Kommune berücksichtigt werden, gelingen solle, brauche sie Verantwortliche, „die mit dem nötigen Zeit- und Finanzbudget ausgestattet Vernetzung in Gang bringen und sie auch längerfristig lebendig halten.“

Stellungnahmen zu den Themen Asyl, TTIP und Nutztierhaltung

Großen Raum nahmen weitere politische Fragen ein. Die Bundesversammlung verabschiedete Stellungnahmen zur Integration von Flüchtlingen , zur Ethik in der Nutztierhaltung und zum transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP .

„Die Integration von Flüchtlingen wird umso besser gelingen, je früher die Unterstützung einsetzt. Ziel muss es sein, dass Zuwanderer baldmöglichst für sich selber sorgen können“, erklärt der Verband. Er ermutigt seine Mitglieder, die Bürger und die Verantwortlichen in Kirche, Politik und Gesellschaft, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen und aktiv für ein gastfreundliches Deutschland einzutreten.

Bei der Frage des Tierwohls hat die Landvolkbewegung eine fehlende kommunikative Ebene „zwischen den polarisierenden Gruppen in der Gesellschaft und der Landwirtschaft“ festgestellt. Der Verband sieht sich in dieser Frage als Moderator, der Orientierungsleitlinien entwickelt und beide Gruppen in die Pflicht nimmt. Auf beiden Seiten sei es eine Frage der persönlichen Haltung. Problemfelder seien Grenzüberscheitungen in der Zucht, ein unkritischer Konsum tierischer Produkte, mangelnde Transparenz über Herkunft und Verarbeitung sowie eine Überproduktion, die es erlaube, große Teile von Lebensmitteln wegzuwerfen.

Großen Diskussionsbedarf unter den Mitgliedern sieht die Bundesvorsitzende Nicole Podlinski mit Blick auf das Freihandelsabkommen TTIP. „Wir benötigen noch Zeit, uns eine Meinung zu bilden.“ Zunächst bekräftigte die KLB daher ihre elf „unverhandelbaren Mindestbedingungen“ an das Abkommen, die unter anderem die Stärkung der Regionen, ein menschengerechtes Wachstum, den Schutz der öffentlichen Grundversorgung und der bäuerlichen Landwirtschaft sowie den Erhalt der Sozial-, Verbraucher- und Umweltstandards fordern.

Die Katholische Landvolkbewegung ist ein Verband, der als Bildungs- und Aktionsgemeinschaft für die Belange der Menschen im ländlichen Raum eintritt. In 13 Diözesanverbänden engagieren sich mehr als 80.000 Mitglieder.

Weitere Informationen finden Sie unter www.klb-deutschland.de und www.landlebenglauben.de .

Quelle: www.bistum-muenster.de

Stichwort: TTIP

Die Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft (englisch Transatlantic Trade and Investment Partnership – TTIP) ist ein Abkommen zum Freihandel und Investitionsschutz, das derzeit zwischen der EU und den USA ausgehandelt wird. Ziel ist, das Wirtschaftswachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen voranzutreiben. Dazu gehört zum einen der Abbau von Handelshemmnissen, etwa branchenweiten Zöllen. Damit soll der Kauf und Verkauf von Waren und Dienstleistungen zwischen EU und USA erleichtert werden. Auch Hürden, die über Zollgrenzen hinausgehen, wie zum Beispiel unterschiedliche technische Regelwerke, Normen und Zulassungsverfahren, sollen geringer werden. Weiteres Ziel der Verhandlungen ist es, die Märkte in den USA und der EU für Dienstleistungen, Investitionen und öffentliche Vergabeverfahren zu öffnen. So könnten weltweit geltende Handelsregeln und Arbeitsplätze geschaffen werden. Das geplante Abkommen hat bislang vor allem wegen Intransparenz starke Kritik aus verschiedenen Richtungen erhalten. Neben einer Vielzahl von Bedenken mit Blick auf eine befürchtete Senkung von gesetzlichen Gesundheits-, Umwelt- und Sozialstandards wird auch die Einführung sogenannter Schiedsgerichte kritisiert. (KNA)