Frage: Was also würden Sie den Gipfelteilnehmern mit auf den Weg geben?
Schick: Sie sollten sich darum bemühen, dass es zwischen allen Staaten weltweit mehr Ausgleich und Gleichberechtigung gibt und dass das Nord-Süd-Gefälle abgebaut wird. Letztlich können wir in einer globalen Welt nur gemeinsam existieren. Wir müssen auch Gerechtigkeit, Menschenwürde und Menschenrechte sowie Solidarität globalisieren. Dazu sollten die G7-Staaten den ersten Schritt tun. Das wären mein Wunsch und meine Hoffnung für den Gipfel.
Frage: Große Gipfel sind stets auch begleitet von Protesten. Haben Sie Verständnis dafür?
Schick: Wir als Kirchen beteiligen uns an einem „Alternativgipfel“, er wird in diesem Jahr in München im Vorfeld des G7-Gipfels stattfinden, ich werde daran auch teilnehmen. Wir wollen darauf aufmerksam machen, was in der heutigen Welt gefordert ist und wofür die G7-Staaten sich einsetzen sollen. Das ist auch eine Form von Protest! Das Demonstrationsrecht ist ein verbürgtes Recht, und alle Menschen sollen sagen dürfen, was sie für richtig und wichtig halten. Es gibt aber Grenzen: Es dürfen keine Menschen angegriffen und verletzt und keine materiellen Güter zerstört werden.
Frage: Den westlichen Industriestaaten wird häufig Egoismus vorgeworfen – dass sie nur ihre eigenen Interessen und die Mehrung des eigenen Wohlstands im Blick haben und andere Länder vergessen oder sogar ausbeuten. Was müssten die Staaten hier ändern?
Schick: Wir spüren zurzeit Veränderungen. Den G7-Staaten ging es tatsächlich jahrelang nur um ihren eigenen Wohlstand. Aber sie bemerken, dass sie ihren Wohlstand nur bewahren können, wenn sie andere teilhaben lassen. Beispiel: Flüchtlinge. Wenn sich die Länder in Afrika und Asien nicht entwickeln können, werden die Flüchtlingsströme noch größer. Die Klimaveränderung muss gestoppt werden, es muss mehr in Friedensinitiativen als in Waffen investiert werden, etc. Mehr fairer Ausgleich und Solidarität sind notwendig. Das geht nur, wenn die Industrienationen bereit sind, zu teilen und von ihrem Reichtum abzugeben.
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