Wenski: Stimmt. Im Januar 1997 hatte ich als Weihbischof versucht, eine Kreuzfahrt mit 1.000 Gläubigen zur Messe mit Papst Johannes Paul II. nach Havanna zu organisieren. Mein Vorgänger Erzbischof John Favalora gab den Plan im Dezember auf, weil der Druck zu groß war.
Frage: Mit Ihren Positionen zu Kuba hat es sich die Kirche in der Exilanten-Gemeinde generell nicht leicht gemacht. Warum setzen Sie sich für einen Dialog ein?
Wenski: Havannas Kardinal Jaime Ortega pflegt darauf hinzuweisen, es sei wenig schlüssig, erst dann mit dem Regime zu sprechen, wenn es freie Wahlen und dieses oder jenes gebe. Solche Dinge müssten das Ergebnis der Verhandlungen sein, nicht die Vorbedingung. Wir als katholische Bischöfe der USA haben uns mit den Bischöfen auf Kuba solidarisiert, und wir fordern wie diese eine Aufhebung des Embargos.
Frage: Viele Exil-Kubaner sehen darin einen Rettungsring für das Regime. Was sagen Sie denen?
Wenski: Wir haben das Gefühl, dass das Embargo ein stumpfes Instrument ist. Es bestraft nicht die Schuldigen. Wir unterstützen dagegen ein aktives Engagement in der kubanischen Gesellschaft. Die Wiederherstellung der diplomatischen Beziehungen und der Beginn eines Dialogs sind aus Sicht der Kirche sehr positiv.
Frage: Wie nimmt die kubanische Exilanten-Gemeinde die jüngste Vermittlungsrolle der Kirche auf, die in der Erklärung der Staatspräsidenten Barack Obama und Raul Castro Mitte Dezember mündete?
Wenski: Jenseits der üblichen Verdächtigen, die sich beschweren, trifft der neue Kurs mehrheitlich auf positive Resonanz. Der Papst hat getan, was Päpste tun sollten: Brücken bauen und Frieden zu stiften. Ich hatte an diesem Tag erklärt: Wir können keine hoffnungsvolle Zukunft auf der Grundlage von Ressentiments aufbauen. Wir begrüßen deshalb diese Verhandlungen mit dem Ziel, eine weiche Landung für die Kubaner hinzubekommen. Denn eine Übergangsperiode wird unvermeidbar sein. Und diese darf nicht im Chaos enden.
Frage: Ohne eine Zivilgesellschaft könnte das schwierig werden.
Wenski: Genau das ist die Herausforderung. Sie können sich vorstellen, dass nach 50 Jahren Diktatur jeder von jemandem betrogen worden ist. Es muss einen Aussöhnungsprozess geben. Es bedarf der Heilung, um Ressentiments überwinden zu können. Einen Beitrag zum Aufbau der Zivilgesellschaft könnte auch die Entwicklung von Familienbetrieben liefern. Die Kirche unterstützt das, indem sie ein Ausbildungsprogramm für Jungunternehmer anbietet. Mehr als 2.000 Leute sind bisher durch dieses Programm, „Cuba Emprende“, gelaufen. Es fing in Havanna an und breitet sich in anderen Gemeinden aus.