Bei der Planung des Museums seien die Opfer erst sehr spät mit einbezogen worden, sagt Heeder Soto. Der Filmemacher stammt aus der Andenregion Ayacucho und hat seinen Vater im Bürgerkrieg verloren. „Die Wahrheit ist nicht schwarz oder weiß. Die Opfer waren nicht einfach passiv, viele waren Opfer und Täter zugleich. Aber alle sagen, sie seien die Guten gewesen.“
Nur: Fast alle Opfer waren arm, indigen und damit Bürger zweiter Klasse in Peru. Unter ihnen rekrutierte sowohl die maoistische Guerrilla „Leuchtender Pfad“ als auch die peruanische Armee ihre Kämpfer. Der „Leuchtende Pfad“ massakrierte und mordete ohne Rücksicht. Die Streitkräfte standen ihnen an Brutalität bei der Terrorbekämpfung oft nicht nach.
Kein Konsens in Sicht
Das Museum soll alle Opfergruppen einbeziehen, doch deren Wahrnehmungen unterscheiden sich sehr. Peru stehe somit vor der Herausforderung, aus den sehr unterschiedlichen Blicken auf die Vergangenheit eine gemeinsame Sicht zu formen, sagte Gauck. Er verschwieg nicht, dass dieser Prozess lange dauert und schmerzhaft ist.
Aus der peruanischen Regierung kommen bisher wenig Signale, dass sie dieses Anliegen teilt. Bis heute hat das Kulturministerium keinen Haushaltstitel für das Museum. Präsident Ollanta Humala war zur Rede Gaucks nicht erschienen. Humala war als Militär selber in der Aufstandsbekämpfung aktiv und wird beschuldigt, Menschenrechtsverletzungen begangen zu haben. Ollantas Amtszeit geht 2016 zu Ende. Doch auch die bisher aussichtsreichsten Kandidaten auf seine Nachfolge sind persönlich mit dem Bürgerkrieg auf unrühmliche Weise verbandelt.
Ohne politischen Konsens jedoch ist eine nationale Aufarbeitung nicht zu haben. Noch dieses Jahr soll das Museum eingeweiht werden, betonen die Zuständigen. Gauck malte aus, was das Museum für Peru bedeuten könnte: „Das Museum wird ein Lernort für Zivilisation werden, ein Pilgerort für Menschenrechtler aus der ganzen Welt“.
Vorerst würde es Sofia Macher schon reichen, wenn möglichst viele peruanische Schulkinder zu dem noch zu eröffnenden Museum kommen würden. Denn sonst kann aus dem Erinnerungsmuseum ganz schnell ein weißer Elefant gut gemeinter, aber wenig durchdachter deutscher Entwicklungshilfe werden.
Von Hildegard Willer (KNA)