Helfer, auch aus Deutschland, versuchen, die Zivilbevölkerung bei so etwas wie einem Wiederaufbau zu unterstützen. Seit April vergangenen Jahres ist die Welthungerhilfe vor Ort aktiv und kümmert sich in drei Projekten mit einem Gesamtvolumen von rund 7,6 Millionen Euro unter anderem um die Versorgung der Flüchtlinge und eine Verbesserung der desolaten Ernährungslage. Der Vorstandsvorsitzende der Welthungerhilfe für Projekte und Programme, Mathias Mogge, beschreibt die Atmosphäre in dem Krisenstaat als extrem aufgeladen – auch wenn sich die Sicherheitslage leicht gebessert habe.
Seine Organisation konzentriert sich vorerst auf das Umfeld der Hauptstadt. Ein Problem in Bangui sind etwa die rund 20.000 Binnenflüchtlinge, die auf dem Gelände des Flughafens Zuflucht gesucht haben. Schon allein aus Sicherheitsgründen ein eigentlich unhaltbarer Zustand. Wer solche und andere Herausforderungen lösen will, muss darauf achten, alle Konfliktparteien mit einzubeziehen. Und das auf jeder Ebene. „Wenn wir Gummistiefel verteilen, dann sehen wir zu, dass wir niemanden bevorzugen, sonst gibt es direkt Streit“, sagt der Vertreter der Welthungerhilfe.
Kein religiöser Konflikt
Dabei haben auch Experten mitunter Mühe, die Übersicht zu behalten. Zwar sind die muslimischen Seleka-Milizen eher im Nordosten aktiv, ihre meist christlichen Gegner von der Anti-Balaka im Südwesten. „Aber es entstehen ständig neue Gruppierungen“, so Mogge, der zugleich betont, dass die Religion bei alledem nur vorgeschoben ist. Der gesellschaftliche Wandel und ein zunehmender Strom an Waffen aus den Nachbarstaaten wie dem Kongo oder dem Sudan heizen die Stimmung seit Jahren an.
Anlass für die meisten Streitigkeiten sei der Zugang zu Ressourcen und ein Gegensatz zwischen Bangui und den übrigen Landesteilen. „Wenn in den vergangenen Jahren investiert wurde, dann in der Hauptstadt.“ Das habe neben der seit Jahrzehnten grassierenden Korruption und den Menschenrechtsverletzungen vorangegangener Regime bei vielen Menschen das Vertrauen in die Politik komplett erschüttert.
Einer der wichtigsten Kontakte für die Welthungerhilfe in der Zentralafrikanischen Republik ist Anatole Koue, der seit kurzem in seiner Heimat politisch aktiv ist. Bei seinen Landsleute steht er aus anderen Gründen hoch im Kurs: Der Mann war als Fußballprofi beim französischen Club Paris Saint-Germain aktiv.
Von Joachim Heinz (KNA)