Diese Einschätzung sieht auch der venezolanische Kardinal Jorge Urosa Savino kritisch. Die Behauptung, Venezuela könne den USA gefährlich werden, sei „inakzeptabel“. Die Sanktionen hätten Konsequenzen für alle Venezolaner, nicht nur für die Regierung.
Venezuelas Präsident Nicolas Maduro hingegen sieht sich durch die Reaktion der USA in seinen Verschwörungstheorien bestätigt. Die Sanktionen, die ihn eigentlich treffen sollen, nutzt er inzwischen, um Sondervollmachten durchzusetzen und seine ohnehin umfangreichen Befugnisse weiter auszubauen. Der venezolanische Schriftsteller Alberto Barrera kommentierte dieses Vorgehen via Twitter: „Vielleicht hat Obama Maduro das gegeben, was Maduro gesucht hat: Einen Feind, der größer ist als die Krise.“
Rückendeckung aus Ecuador, Bolivien und Kuba
Rückendeckung bekommt Maduro von jenen Linksregierungen Lateinamerikas, die in den vergangenen Jahren besonders enge Beziehungen mit Caracas pflegten: Ecuador, Bolivien und Kuba. Nur Uruguays Linksregierung, die dafür bekannt ist, sich ein differenziertes Bild von der Lage zu machen, will sich nicht einreihen in den Chor der Stimmen, die gar eine US-amerikanische Invasion in Venezuela befürchten.
Uruguays Vizepräsident Raul Sendic erklärte zuletzt, seine Regierung habe keinerlei Hinweise darauf, dass eine fremde Macht in Venezuela für die schwierige Situation verantwortlich sei. Maduro konterte: Diese Erklärung sei eine Schande. Die Regierung Uruguays bestellte daraufhin den venezolanischen Botschafter ein.
Während Venezuelas Sozialisten weiter den Streit mit Washington pflegen, bleiben die innenpolitischen Probleme des Landes ungelöst. Immer noch sitzen führende Oppositionspolitiker wegen eines angeblichen Putschversuchs im Gefängnis. Zuletzt bemühte sich das Oppositionsbündnis MUD vergeblich, die Situation der politischen Häftlinge mit Unterstützung der katholischen Kirche zu überprüfen. Aber auch den Kirchenvertretern wurde der Zugang zu inhaftierten Studenten verweigert.