In Köln forderte Kardinal Rainer Maria Woelki einen entschiedeneren Einsatz gegen die Bedrohung von Juden. Niemand dürfe sich damit abfinden, dass in Europa und hierzulande Juden „wieder in Angst und Schrecken leben müssen“, sagte er am Sonntag dem Kölner domradio. Es dürfe auch nicht hingenommen werden, dass Synagogen, jüdische Gemeindehäuser und Friedhöfe rund um die Uhr von der Polizei beschützt werden müssten, weil sie sonst beschmiert oder geschändet würden.
Woelki appellierte an die Menschen, nach dem Vorbild der Päpste Johannes Paul II., Benedikt XVI. und Franziskus deutliche Zeichen zu setzen und „wenigstens hin und wieder einmal die nächstgelegene Synagoge oder den heimischen jüdischen Friedhof“ zu besuchen.
Aufruf gegen Antisemitismus
In Berlin mahnte Israels Botschafter Yakov Hadas-Handelsman zum gemeinsamen Kampf gegen Antisemitismus. Wenn Juden wieder Angst hätten, sich mit einer Kippa auf der Straße zu zeigen, oder wenn sie angegriffen würden, weil sie Israel unterstützen, müssten auch Christen laut und eindeutig ihre Stimme erheben.
Der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge betonte, der christlich-jüdische Dialog habe tragfähige Strukturen entwickelt. Er müsse sich nun bewähren angesichts von Bewegungen, die mit fremdenfeindlichen und menschenverachtenden Parolen auf sich aufmerksam machen wollten.
Der Diözesanadministrator des Erzbistums Berlin, Tobias Przytarski, erinnerte an die neue Haltung der katholischen Kirche zum Judentum, die das Zweite Vatikanische Konzil vor 50 Jahren eingeleitet hatte. Dies verpflichte auch Katholiken zur Bekämpfung des Antisemitismus.