So ist es eher die Ausnahme, dass die verängstigten Opfer sich an die Polizei wenden. Tun sie es doch, müssen sie jahrelange Verfahren durchstehen. „Bei einer der wenigen Frauen, die eine Aussage gemacht haben, wurde aus Rache ihr Vater getötet“, sagt Schwester Mabel. Trotz solch widriger Umstände wollen die Ordensfrauen nicht resignieren. „Manchmal haben die Frauen mehr Glauben und mehr Hoffnung als wir, das motiviert uns“, sagt Schwester Margit.
Vielfältiges Hilfsangebot
Was Hoffnung gibt, sind die vielfältigen Hilfsangebote von SOLWODI, die von der Beratung über Nachhilfe-, Sprach- und Computerkurse bis zu Koch- und Theaterprojekten reichen. Sie sollen den Frauen wieder Perspektiven eröffnen, betont Schwester Mabel.
Perspektiven, Chancen – die Hoffnung hatte auch Sarima nicht ganz verloren. Nach einem Monat des Leids gab es endlich einen Freier, der auf ihre Hilferufe reagierte. Er bezahlte den Zuhälter für einen ganzen Tag, woraufhin er sie mitnehmen durfte. Aus dem Auto ließ er sie entkommen. Die Polizei ermittelte zwar gegen Zuhälter „Robert“, doch da Sarima weder den richtigen Namen noch die Adresse kannte, wurden die Nachforschungen eingestellt.
Immerhin erhielt Sarima eine Perspektive: Die Comboni-Schwestern vermittelten ihr einen Deutschkurs und einen Berufsorientierungskurs, und „sie ist eine der wenigen uns bekannten Fälle, in denen der Asylantrag Erfolg hatte“, erklärt Schwester Mabel.
Vermutlich begann Sarima danach mit einer Ausbildung; das SOLWODI-Team hat sie mittlerweile aus den Augen verloren. „Das ist ein gutes Zeichen“, sagt Schwester Margit, denn es zeige, dass sie auf eigenen Füßen stehe. Vergessen ist die junge Afrikanerin aber nicht: „Nur der Gedanke an sie bringt mich innerlich zum dankbaren Lächeln“, sagt die Ordensfrau.
Von Michael Merten (KNA)