Darin präsentieren Theologen aus Deutschland und der Türkei gemeinsam eine christliche und eine muslimische Sicht auf die je eigene Religion und erläutern die jeweiligen Grundbegriffe, um zum interreligiösen Austausch anzuregen. Das zweibändige Lexikon wurde von der Eugen-Biser-Stiftung und der Universität Ankara herausgegeben. Zusätzlich hat die Stiftung das
Handbuch Christentum und Islam in Deutschland
veröffentlicht, das kürzlich erschienen ist.
„Bündnis der Vernünftigen“ gefordert
Die zweitägige Veranstaltung war überschattet von der Frage nach dem Platz des Islams in der gegenwärtigen Gesellschaft. Aufgrund der Terror-Aktivitäten des Islamischen Staats, der Anschläge auf „Charlie Hebdo“ und der Pegida-Demonstrationen bietet diese Frage derzeit Raum für breite Kontroversen. Die aktuelle Situation sei für muslimische Theologie-Studierende „sehr angespannt“, sagte der Leiter des Zentrums für Islamische Theologie in Tübingen, Erdal Toprakyaran. Muslimische Studierende würden im Alltag von Nachbarn und Kommilitonen regelmäßig auf die Verbrechen des Islamischen Staates oder die Anschläge von Paris angesprochen und sollten diese zu erklären versuchen, sagte Toprakyaran.
Viele Studierende hätten „keine Lust sich zu distanzieren“, weil sie nie eine Nähe zum Denken der Terroristen gehabt hätten; allerdings „geht es derzeit in Seminaren und Vorlesungen nicht anders, als darüber zu reden“, so Toprakyaran. Keiner der 150 Tübinger Islam-Studenten heiße Gewalt als Mittel zur Durchsetzung religiöser Vorstellungen gut. Der Wissenschaftler betonte, es werde in allen Religionen immer Extremismus und gewaltbereite Menschen geben. Notwendig sei deshalb „ein Bündnis der Vernünftigen“.
Dies ist auch Anliegen der Eugen-Biser-Stiftung, die seit Jahren Grundlagenarbeit zum christlich-islamischen Dialog leistet. Die Stiftung ist nach dem Theologen Eugen Biser benannt, der 2014 im Alter von 96 Jahren verstorben ist. Neben seinen fundamentaltheologischen und religionsphilosophischen Schriften ist Eugen Biser für sein entschiedenes Eintreten für den Dialog mit Judentum und Islam bekannt.
Von Raphael Rauch, Universität Tübingen
www.eugen-biser-stiftung.de