Krämer: Es ist ein wichtiges politisches Signal, dass die Welt auch auf Tansania und Sansibar schaut. Ich denke, auch sein Gespräch mit dem Friedenskomitee wird den gemäßigten Kräften, die den Dialog suchen und den Frieden sichern wollen, den Rücken stärken. Er wird auch die katholische Kathedrale in Sansibar besuchen, und damit einen der Orte, von dem die Evangelisierung des gesamten tansanischen Festlandes ausging. Sie hatte von Anfang an einen starken menschenrechtlichen Akzent, weil sie sich Mitte des 19. Jahrhunderts gegen die Sklaverei richtete. Ein Besuch dort stärkt der Kirche den Rücken bei ihrem Engagement in der Gesellschaft.
Frage: Was tut Missio, um die Kirche zu unterstützen?
Krämer: Wir unterstützen natürlich die Arbeit in Tansania und auf Sansibar schon seit langem. Die Kirche ist etwa im Bildungsbereich präsent, hat wichtige Schulen, die auch von allen Konfessionen besucht werden. Sie betreibt Kindergärten, Gesundheitszentren und begleitet Menschen auf dem Land, wo Angehörige unterschiedlicher Religionen eng zusammenleben.
Frage: Reicht das angesichts der aktuellen Konflikte aus?
Krämer: Wir wollen jetzt vor allem die lokalen interreligiösen Friedenskomitees fördern, die an die Basis gerichtet sind. Mit Veranstaltungen zur Bewusstseinsbildung sollen die Menschen über die Religionen und die Ursachen der Konflikte besser informiert werden. Dadurch sollen sie befähigt werden, den Versuchungen einer extremistischen Propaganda zu widerstehen.
Frage: Im Oktober stehen bereits die nächsten Abstimmungen an: Präsidentschafts- und Parlamentswahlen. Befürchten Sie da eine weitere Zuspitzung des Konflikts?
Krämer: Bei Wahlkämpfen kann es natürlich immer zu Demonstrationen und Ausschreitungen kommen. Es gibt auch Stimmen, die sich dafür aussprechen, das Verfassungs-Referendum erst nach der Präsidentschaftswahl anzusetzen, um die Lage etwas zu deeskalieren. Aber das wird vermutlich nicht so kommen, der Zeitplan steht.
Das Interview führte Claudia Zeisel (KNA).