Es war ja im Prinzip schon klar: In vestimentis non est sapientia mentis – die Weisheit des Geistes steckt nicht in den Klamotten, die jemand trägt. Und doch: Die Prunkgewänder der päpstlichen Senatoren spiegelten nach alter Auffassung die jahrhundertealte Tradition der Kirche wider – und damit auch ihren historischen Auftrag. Das Konzil wies einen neuen Weg, oder es entwickelte zumindest ein neues Verständnis von Kirche: das Volk Gottes auf seinem Pilgerweg durch die Zeit. Und auf einem so langen Weg galt es nun auch einmal, gelegentlich Ballast abzuwerfen.
Demut statt Prunk
Paul VI. (1963–1978), der seine Papstkrone, die Tiara, ablegte und sie zum Verkauf zu Gunsten der Armen herschenkte, legte auch bei seiner Geistlichkeit Wert auf eine „edle Einfachheit“ und eine „Authentizität des Zeichens“. In einem Schreiben des vatikanischen Staatssekretariates zur Kleiderordnung in Zeiten der 68er liest sich das so: „Die moderne Mentalität (...) verlangt, dass mögliche Extreme (...) vermieden werden, und möchte, dass Korrektheit und Anstand im Gleichklang seien mit Einfachheit, Zweckmäßigkeit und dem Geist von Demut und Armut.“
Man mag mit einigem Recht beklagen, wie viel von echter Schönheit und von historischem wie materiellem Wert seit dieser römischen Kulturrevolution den Weg der zeitlichen Dinge gegangen ist. Nun also Baumwolle in kurzlebigen Designs statt Brokat, Seide und kostbarer Stickerei.