„Ein Zeichen des Trostes“
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„Ein Zeichen des Trostes“

Pater Eugene Docoy hat nach dem Supertaifun „Haiyan“ die Sofort- und Langzeithilfe der Steyler Missionare in der Katastrophenregion koordiniert. Wenn Papst Franziskus morgen im Rahmen seiner Philippinenreise die Insel Leyte besucht, setzt er damit in den Augen des Missionars ein wichtiges Zeichen des Trostes.

Erstellt: 16.01.2015
Aktualisiert: 12.07.2015
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Pater Eugene Docoy hat nach dem Supertaifun „Haiyan“ die Sofort- und Langzeithilfe der Steyler Missionare in der Katastrophenregion koordiniert. Wenn Papst Franziskus morgen im Rahmen seiner Philippinenreise die Insel Leyte besucht, setzt er damit in den Augen des Missionars ein wichtiges Zeichen des Trostes.

Frage: Pater Docoy, den morgigen Tag seiner Philippinenreise verbringt Papst Franziskus in Tacloban, wo er Überlebende des verheerenden Taifuns „Haiyan“ treffen wird. Wie bereitet sich die Küstenstadt auf den Papstbesuch vor?

Docoy: Die Menschen von Tacloban fiebern dem Besuch des Papstes entgegen. Alle halten nach Plätzen Ausschau, von denen aus sie den besten Blick auf Papst Franziskus haben. Viele von ihnen leben noch auf der Straße oder in Zelten. Mitarbeiter der Lokalregierung haben sie zwar angewiesen, diese Notunterkünfte zu verlassen, aber viele weigern sich in der Hoffnung, dass der Papst an ihnen entlang fährt. Außerdem werden Vorkehrungen zur Regelung des Straßenverkehrs getroffen und Pilgerunterkünfte und sanitäre Einrichtungen für jene vorbereitet, die von weit her kommen, um den Papst zu sehen. Natürlich sind die Sicherheitsmaßnahmen für morgen sehr hoch. Der Flughafen wird den ganzen Tag geschlossen. Der Großraum Tacloban wird zur Flugverbotszone erklärt.

Frage: Stimmen sich die Menschen auch im Gebet auf den Papst ein?

Docoy: Neben den materiellen sind auch die spirituellen Vorbereitungen im vollen Gange. In den Kirchen wird für die Sicherheit während des Papstbesuchs gebetet. In unserer Schule in Tacloban haben sich in dieser Woche Schüler, Lehrende und Angestellte zu einem dreitägigen Gebet für den Erfolg des Papstbesuchs getroffen.

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Frage: Der Papst wird unter anderem mit den Menschen Gottesdienst feiern, ein Armenzentrum einweihen und mit Taifunopfern zu Mittag essen. Was erwarten sich die Menschen vom Besuch des Papstes?

Docoy: Im Moment lassen sich die Gefühle der Menschen kaum beschreiben, so euphorisch sind sie. Ich bin überzeugt davon, dass der Papstbesuch Hoffnung, Inspiration und geistliche Stärke nach Tacloban bringen wird. Viele der Menschen, die im Supertaifun „Haiyan“ 2013 alles verloren hatten, hat der Taifun „Hagupit“ vor wenigen Wochen abermals schwer getroffen. Die Menschen sind traumatisiert und leben in ständiger Angst vor der nächsten Naturkatastrophe. Angehörige eines Steyler Missionars kamen zu uns, weil ihr komplett wiederaufgebautes Haus erneut zerstört worden ist. Für Menschen wie sie ist der Papstbesuch ein Zeichen des Trostes. Papst Franziskus gibt den Taifunopfern mit seinem Besuch das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein.

Frage: Wie bewerten Sie selbst das Zeichen, das Franziskus mit seinem Besuch setzen möchte?

Docoy: Ich denke, dass der Besuch des Papstes dazu beitragen kann, dass sich die gebeutelte Stadt und ihre Menschen schneller von ihren Wunden erholen. Der Papstbesuch wird ihnen dabei helfen, die Katastrophe hinter sich zu lassen, insbesondere jenen, die im Supertaifun ihre Angehörigen verloren haben. Der Papst wird ihnen versichern, dass Gott in allen Nöten mitleidet und mithilft. Franziskus wird die Menschen aufrufen, zum Alltag zurückzukehren. Er wird die Kinder ermutigen, wieder zur Schule zu gehen. Und die Flüchtlinge anhalten, wieder in ihre Dörfer zurückzukehren.

Das Interview führte Markus Frädrich.

www.steyler-mission.de

Herzlicher Empfang auf den Philippinen

Papst Franziskus ist zu Beginn seines Besuchsprogramms am Freitag auf den Philippinen mit Staatspräsident Benigno Aquino zusammengetroffen. Am Freitagmorgen empfing Aquino den Papst mit einem offiziellen Zeremoniell in seiner Residenz, dem Malacanang-Palast. Den Weg zum Amtssitz des Präsidenten in der Hauptstadt Manila legte der Papst in einem Kleinwagen zurück. Wie bei der Ankunft am Vortag säumten wieder Tausende Menschen die Strecke. Bei einer Begegnung mit Politikern und Diplomaten in Manila mahnte Franziskus zu sozialer Gerechtigkeit. Alle Völker hätten die Pflicht, „die Stimme der Armen zu hören und die Fesseln des Unrechts und Unterdrückung zu lösen, die zu krassen und in der Tat skandalösen sozialen Ungleichheiten führen“, sagte er. Nötig sei hierzu eine „Reform der sozialen Strukturen“, die Armut und Ausgrenzung zementierten. Im Anschluss feierte Franziskus am Freitagmorgen eine Messe in der Kathedrale von Manila. An dem Gottesdienst nahmen neben den katholischen Bischöfen des Landes rund 2.000 Priester und Ordensleute sowie Seminaristen teil. Papst Franziskus rief die Gottesdienstbesucher zum Kampf gegen eine „skandalöse soziale Ungleichheit“ im Land auf. Diese entstelle das Gesicht der philippinischen Gesellschaft und stehe „in krassem Widerspruch zur Lehre Christi“, sagte er. Die christliche Botschaft könne zum Aufbau einer „wirklich gerechten und ausgeglichenen Gesellschaft“ beitragen. Die Kirche müsse all jenen nahe sein, die an Armut und Korruption in der Gesellschaft innerlich zerbrochen seien, so der Papst. In seiner Predigt forderte Franziskus die Priester zu einer bescheidenen Lebensführung auf. „Nur wenn wir selber arm werden, wenn wir unsere Selbstgefälligkeit ablegen, werden wir fähig sein, uns mit dem Geringsten unserer Brüder und Schwestern zu identifizieren“, so der Papst. In ihrer Lebensführung müsse sich die Armut Christi widerspiegeln. Er ermunterte Katholiken zudem dazu, „Netzwerke der Solidarität“ zu bilden, um die Gesellschaft zu wandeln. (KNA)