Friedensbotschaft unter Palmen
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Friedensbotschaft unter Palmen

Mit einem derartigen Empfang hatte der Vatikan wohl nicht gerechnet: 300.000 Menschen begrüßten Papst Franziskus am Dienstag auf seiner Fahrt vom Flughafen in die srilankische Hauptstadt Colombo. Und der Gast aus Rom wollte seinen Besuch auf der Insel nicht im Vorbeirauschen beginnen. Immer wieder bremste das Papamobil ab. Die 28 Kilometer lange Strecke dauerte schließlich eine Stunde länger als vorgesehen.

Erstellt: 13.01.2015
Aktualisiert: 12.07.2015
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Mit einem derartigen Empfang hatte der Vatikan wohl nicht gerechnet: 300.000 Menschen begrüßten Papst Franziskus am Dienstag auf seiner Fahrt vom Flughafen in die srilankische Hauptstadt Colombo. Und der Gast aus Rom wollte seinen Besuch auf der Insel nicht im Vorbeirauschen beginnen. Immer wieder bremste das Papamobil ab. Die 28 Kilometer lange Strecke dauerte schließlich eine Stunde länger als vorgesehen.

Ein geplantes Treffen mit den Bischöfen ließ Franziskus kurzerhand ausfallen – wohl auch der Erholung wegen. Bei der Begrüßungszeremonie wirkte der 78-Jährige nach dem knapp zehnstündigen Flug erschöpft, und in Colombo herrschen derzeit Temperaturen um die 30 Grad.

Der Jubel unter Palmen wirkte wie ein Ruf nach Harmonie. Einen Moment lang ließ er vergessen, dass Franziskus in ein tief gespaltenes Land kommt. Fünf Jahre nach Ende des Bürgerkriegs zwischen der singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und den 2009 blutig besiegten und nach wie vor diskriminierten Tamilen ist Sri Lanka weit von echter Versöhnung entfernt. Sie bezeichnete der Papst in seiner Rede auf dem Rollfeld jedoch als einzigen Weg, damit die „Perle des Indischen Ozeans“ wieder zu alter Schönheit finde. „Alle müssen eine Stimme haben.“ Ethnische und religiöse Feindschaft könne nur enden, wenn „legitime Unterschiede“ zwischen den Bevölkerungsgruppen respektiert würden.

Deutlich spielte er auch auf die bislang verweigerte Aufklärung singhalesischer Kriegsverbrechen an. Es gehe dabei nicht darum, alte Wunden aufzureißen, sondern sie zu heilen. Allein in den letzten Monaten des Konflikts tötete die Armee nach UN-Angaben rund 40.000 Menschen.

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Unter einem guten Stern

Doch Franziskus'' Besuch steht nach der in der vergangenen Woche überraschend friedlich verlaufenen Abwahl des Bürgerkriegspräsidenten Mahinda Rajapaksa unter einem guten Stern. Sein Nachfolger Maithripala Sirisena hat Reformen für Menschenrechte, gegen Korruption und Ungleichheit versprochen – und empfing den Papst als ersten Staatsgast im neuen Amt. Kirchenvertreter sehen nach der Wahl eine gewisse Aufbruchstimmung in dem multireligiösen Land, die der Papstbesuch mit seiner Botschaft von Versöhnung beflügeln könnte.

Freude über den Gast aus der Ferne äußerten auch Vertreter anderer Religionen. Von den zunächst befürchteten Anti-Papst-Demonstrationen radikaler Buddhisten fand sich im Zentrum von Colombo keine Spur. Dafür schmückten schon ab dem Flughafen Tausende Vatikan- und Sri-Lanka-Flaggen an den Straßenrändern die tropische Kulisse.

Interreligiöses Treffen

Die Glaubensrichtungen hätten die Pflicht und das Potenzial, entscheidend zur Einheit des Landes beizutragen, sagte der Papst bei einem interreligiösen Treffen mit Buddhisten, Hindus, Muslimen und Christen im Kongresszentrum von Colombo. Dieser Dialog funktioniere aber nur, wenn jede Seite fest die eigenen Überzeugungen vertrete, denn: „Dann werden wir klarer erkennen können, was uns verbindet“, so Franziskus, den die hohen Repräsentanten der Inselreligionen mit festem Händedruck und Hindu-Trommler mit ohrenbetäubenden Wirbeln willkommen hießen. Möglichkeiten für gemeinsames Handeln gebe es genug, etwa den vereinten Kampf gegen die Armut. Als buddhistische Mönche einen Gebetsgesang anstimmten, verharrte der Papst minutenlang mit gesenktem Kopf und legte einen ihm gereichten safrangelben Mönchsumhang über die Schultern.

Mehr als zwei Drittel der Srilanker, überwiegend Singhalesen, sind Buddhisten, die Tamilen meist Hindus (12,6 Prozent). Nur jeder 15. Inselbewohner ist katholisch; darunter sind jedoch sowohl Singhalesen wie Tamilen. Für viele ist die Kirche deshalb eine glaubwürdige Vermittlerin im Versöhnungsprozess.

An diesem Mittwoch steht die kleine Ortskirche im Mittelpunkt des Besuches. Dann spricht Franziskus den indischen Missionar Joseph Vaz (1651–1711) heilig. Ihm verdankte der srilankische Katholizismus nach der Vertreibung der Portugiesen durch die protestantischen Niederländer sein Überleben. Zudem fliegt der Papst zum Marienheiligtum Madhu ins Tamilengebiet, bevor er am Donnerstag auf die Philippinen weiterfliegt.

Von Christoph Schmidt (KNA)