Unter einem guten Stern
Doch Franziskus'' Besuch steht nach der in der vergangenen Woche überraschend friedlich verlaufenen Abwahl des Bürgerkriegspräsidenten Mahinda Rajapaksa unter einem guten Stern. Sein Nachfolger Maithripala Sirisena hat Reformen für Menschenrechte, gegen Korruption und Ungleichheit versprochen – und empfing den Papst als ersten Staatsgast im neuen Amt. Kirchenvertreter sehen nach der Wahl eine gewisse Aufbruchstimmung in dem multireligiösen Land, die der Papstbesuch mit seiner Botschaft von Versöhnung beflügeln könnte.
Freude über den Gast aus der Ferne äußerten auch Vertreter anderer Religionen. Von den zunächst befürchteten Anti-Papst-Demonstrationen radikaler Buddhisten fand sich im Zentrum von Colombo keine Spur. Dafür schmückten schon ab dem Flughafen Tausende Vatikan- und Sri-Lanka-Flaggen an den Straßenrändern die tropische Kulisse.
Interreligiöses Treffen
Die Glaubensrichtungen hätten die Pflicht und das Potenzial, entscheidend zur Einheit des Landes beizutragen, sagte der Papst bei einem interreligiösen Treffen mit Buddhisten, Hindus, Muslimen und Christen im Kongresszentrum von Colombo. Dieser Dialog funktioniere aber nur, wenn jede Seite fest die eigenen Überzeugungen vertrete, denn: „Dann werden wir klarer erkennen können, was uns verbindet“, so Franziskus, den die hohen Repräsentanten der Inselreligionen mit festem Händedruck und Hindu-Trommler mit ohrenbetäubenden Wirbeln willkommen hießen. Möglichkeiten für gemeinsames Handeln gebe es genug, etwa den vereinten Kampf gegen die Armut. Als buddhistische Mönche einen Gebetsgesang anstimmten, verharrte der Papst minutenlang mit gesenktem Kopf und legte einen ihm gereichten safrangelben Mönchsumhang über die Schultern.