Die Motive für solche „Politik“ liegen auf der Hand: In Südafrika bekennen sich mehr als 85 Prozent der Einwohner christlichen Konfessionen. Während Zumas Worte bei der wenig gebildeten, aber tiefgläubigen Armutsbevölkerung tatsächlich Anklang finden, laufen Liberale, Mittelklasse und Opposition Sturm.
Politischer Eklat
2011 erntete Zuma heftige Kritik, als er bei einem Parteikongress verkündete: „Wenn ihr für den ANC stimmt, wählt ihr gleichzeitig den Himmel. Wenn ihr aber nicht den ANC wählt, solltet ihr wissen, dass euch der Mann erwartet, der eine Gabel trägt und Menschen kocht.“ Die Demokratische Allianz (DA), Südafrikas größte Oppositionspartei, kritisierte Zumas Rede damals als „politische Hinterlist“ und „schamlose Erpressung“. Andere Parteien bezichtigten ihn der Verletzung religiöser Grundrechte. „Politische Führer haben ihren moralischen Kompass verloren“, urteilte damals auch der Südafrikanische Kirchenrat (SACC). Die Schirmorganisation, die Glaubensvertreter von 27 Kirchen versammelt, warf damals dem ANC Bauernfängerei um der Wählerstimmen willen vor.
Diesen Trend bestätigt auch der Religionsforscher Gerald West von der Universität KwaZulu-Natal. „Zuma tendiert zu den charismatischen Pfingstkirchen. Ihre Anhänger sind nicht nur ein Wählerkreis, in dem er sich wohlfühlt, sondern der auch politisch wichtig ist.“
Kritik hat Zuma von dieser Seite demnach kaum zu fürchten. Während die katholische Kirche in der Vergangenheit wiederholt Versäumnisse der Regierung in Pretoria anprangerte, folgen Südafrikas junge Kirchen dem Präsidenten oft bedingungslos. Das zeigte sich zuletzt auch im Zuge der Debatte um die Finanzierung von Zumas Residenz in Nkandla. Der Präsident hatte für die Renovierung seiner Privatvilla auf Steuergelder zurückgegriffen. Während die katholische Kirche von Zuma eine Rückzahlung des Geldes forderte, riet ihm eine Gruppe von Führern charismatischer Kirchen, den Aufschrei zu ignorieren.
Von Markus Schönherr (KNA)