Halbzeit in Lima
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Halbzeit in Lima

Seit einer Woche beraten in Perus Hauptstadt Lima Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft über den weltweiten Klimaschutz und die Verringerung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes. Die Verhandlungen laufen noch bis zum 12. Dezember. Zur Halbzeit des Gipfels beantwortet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Fragen zur Konferenz.

Erstellt: 05.12.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Seit einer Woche beraten in Perus Hauptstadt Lima Vertreter der internationalen Staatengemeinschaft über den weltweiten Klimaschutz und die Verringerung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes. Die Verhandlungen laufen noch bis zum 12. Dezember. Zur Halbzeit des Gipfels beantwortet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) Fragen zur Konferenz.

Das Treffen gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem neuen Rahmenabkommen für den Klimaschutz. Es soll auf einem weiteren Gipfel Ende November 2015 in Paris verabschiedet werden und das auslaufende Kyoto-Protokoll ersetzen.

Wie definiert die Wissenschaft den Begriff Erderwärmung?

Der globale Temperaturanstieg wird hervorgerufen unter anderem durch ein erhöhtes Vorkommen von Kohlenstoffdioxid, kurz CO2. Die Verbindung aus Kohlenstoff und Sauerstoff gab es immer schon in der Atmosphäre. Seit einiger Zeit jedoch hat sich die Konzentration des „Treibhausgases“ signifikant erhöht. Dadurch steigt die Durchschnittstemperatur auf der Erde. Das führt unter anderem zum Schmelzen von Polkappen und Gletschern und zu einem Anstieg der Meeresspiegel. Außerdem nehmen extreme Wetterereignisse wie Dürren, Stürme oder Starkregen zu. Inzwischen ist es unter Wissenschaftlern Konsens, dass der Mensch für die gestiegene CO2-Konzentration verantwortlich ist. Differenzen gibt es lediglich bei der Frage, wie hoch der Temperaturanstieg in den nächsten Jahrzehnten ausfällt.

Was will der Klimagipfel in Lima beim Klimaschutz erreichen?

Beim Klimaschutz geht es um die Frage, wie sich der Klimawandel durch eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes begrenzen lässt. Vordringlichstes Ziel ist es, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf 2 Grad zu begrenzen, verglichen mit dem Wert vor Beginn der Industrialisierung. Die aktuellen Selbstverpflichtungen reichen dafür nicht aus. Seriösen Schätzungen zufolge würde demnach die Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 um 3,6 Grad steigen. Gefragt sind also neue Selbstverpflichtungen oder zumindest faire und transparente Verfahren, um dorthin zu gelangen – möglichst bis zum nächsten Klimagipfel 2015 in Paris.

Misereor auf der Klimakonferenz

Kathrin Schroeder, die bei Misereor für das Schwerpunktthema Energie zuständig ist, nimmt für das katholische Entwicklungshilfswerk an der Klimakonferenz in Lima teil. Im Misereor-Blog berichtet sie von ihren Erfahrungen:

Wie kann Lima denjenigen helfen, die jetzt schon unter den Folgen des Wandels leiden?

Mit dem Green Climate Fund gibt es bereits ein Instrument, das jene Menschen unterstützen soll, die von der Erderwärmung betroffen sind. Aber noch ist nicht viel in den internationalen Topf geflossen, der ab 2020 jährlich über 100 Milliarden US-Dollar verfügen soll. „Unklar ist bislang auch, nach welchen Kriterien das Geld verteilt wird, und wie es dann tatsächlich vor Ort ankommt“, sagt Matthias Garschagen vom Institut für Umwelt und menschliche Sicherheit der Universität der Vereinten Nationen (UNU-EHS) in Bonn. Werden etwa die Bewohner des vietnamesischen Mekong-Deltas, die ihre Häuser aufgrund steigender Pegel hochwasserfest machen müssen, auf finanzielle Hilfe bauen können? Beim zweiten großen Thema in Lima, der Anpassung, geht es also vor allem und sehr konkret ums Geld.

Welche Rolle spielt Deutschland?

Deutschland gehört zusammen mit der EU und neben China und den USA zu den wichtigsten Playern. Insbesondere Europa und die USA waren in der Vergangenheit für den Großteil des CO2-Ausstoßes verantwortlich, China ist es aktuell. Alle diese Staaten verfügen zugleich über die meisten Mittel und Möglichkeiten, den Ausstoß zu senken. Deutschland hat, wie die USA und China auch, inzwischen Vorschläge auf den Tisch gelegt. Damit will die Bundesregierung den CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Solche Ansagen können sich nach Ansicht von Beobachtern positiv auf den Fortgang der Verhandlungen auswirken. Denn: „Dahinter kann man schlecht zurück“, sagt Matthias Garschagen.

Was halten Kritiker von den deutschen Plänen?

Bereits im Vorfeld der Konferenz in Lima forderten Entwicklungshelfer und Umweltschützer , weitestgehend aus der fossilen Energieerzeugung auszusteigen. Sie ist wegen eines hohen CO2-Ausstoßes besonders klimaschädlich. In dem nun vorgelegten Konzept spielen gleichwohl Kohlekraftwerke weiter eine wichtige Rolle. Manche Kritiker sprechen von einer „Mogelpackung“ und warnen, dass Deutschland dadurch seine Vorreiterrolle beim Klimaschutz verlieren könnte.

Von Joachim Heinz (KNA)