Die Freiheitsbewegung SWAPO formierte sich 1960. Zu dieser Zeit hatte Namibia die deutsche Kolonialherrschaft hinter sich gelassen, wurde jedoch unter südafrikanischer Verwaltung vom weißen Apartheid-Regime unterjocht. Seit den ersten freien Wahlen 1989 hält die SWAPO die absolute Mehrheit. Bei den Wahlen 2009 holte sie 74 Prozent, und Analysten zufolge wird sie auch diesmal ihre Zweidrittelmehrheit halten. „Die SWAPO setzt auf die Karte der Traditionellen Freiheitsbewegung“, so Althusmann. Selbst bei vielen Jungwählern scheint sie damit durchzudringen. „Sie wählen letztlich in der Tradition ihrer Mütter und Väter.“ Die vielen bislang ungelösten Probleme, vor denen Namibia stehe, spielten dabei keine Rolle.
„Apathie“ der Jugend
Mehr als ein Viertel der 2,1 Millionen Namibier hat keinen festen Job. Besonders hoch liegt die Arbeitslosigkeit bei der Jugend zwischen 20 und 24 Jahren; mehr als die Hälfte von ihnen hat kein geregeltes Einkommen. Ihre Missstimmung an der Wahlurne auszulassen, komme für die Jugend allerdings nicht infrage, berichtet die namibische Tageszeitung „New Era“. Sie spricht von einer „Apathie“. „Es wird sich nichts ändern. Die SWAPO wird gewinnen“, so wird ein Jugendlicher zitiert. Obwohl er zu jenen 19 Prozent der Wähler zählt, die zum ersten Mal ihr Kreuz machen dürfen, werde er die Abstimmung boykottieren.
Erstwählerin Melania Simeon meint: „Ich werde wählen, denn es ist wichtig für unser Land. Als Bürgerin muss ich am politischen Prozess teilnehmen, aber begeistert bin ich nicht. Selbst wenn wir eine Partei wählen, die uns den Wandel verspricht, wird sie ihr Versprechen nicht halten.“
In vielen Teilen des Landes sinke das Vertrauen in die Regierung, weiß auch Caritas-Koordinatorin Manlucu. „Wir erleben zunehmend mehr Korruption in der Regierung und unter den Beamten. Obwohl das Gericht gegen sie ermittelt, kommen sie meist straffrei davon.“ Mit den sozialen Missständen aufzuräumen – darauf stützten die meisten der 15 Oppositionsparteien ihren Wahlkampf. Einen ernsten Gegner findet die SWAPO jedoch in keiner von ihnen, schätzt Politologe Althusmann. Den Oppositionellen in der „stark zersplitterten Parteienlandschaft“ sei es trotz der Unzufriedenheit nicht gelungen, eine Alternative zu bieten.
Von Markus Schönherr (KNA)