Frage: Zusammen mit anderen christlichen Organisationen setzen Sie sich dafür ein, dass das
Thema menschenwürdige Arbeit
Teil der künftigen
globalen Entwicklungsagenda
wird. Inwiefern kommt dieser Aspekt in der Zukunftscharta zum Tragen?
Hagemann: Dass Bundesarbeitsministerin Nahles an der Übergabe der Zukunftscharta teilgenommen hat, war in diesem Zusammenhang ein positives Signal. Zudem haben wir in Berlin gemeinsam mit weiteren katholischen Organisationen eine Talk-Runde zu diesem Thema durchgeführt. Leider sehe ich die Anregungen von Justitia et Pax hierzu in der Charta selbst nicht aufgegriffen. In dem entsprechenden Kapitel werden beispielsweise lediglich Unternehmen und die Zivilgesellschaft als Akteure der menschenwürdigen Arbeit genannt. Der soziale Dialog und die Seite der Arbeitnehmervertretung kommen zu kurz. In der informellen Wirtschaft sind dies zumeist Selbsthilfeorganisationen, im formalen Sektor Gewerkschaften.
Frage: Justitia et Pax bezieht sich in seiner Forderung nach menschenwürdiger Arbeit weltweit insbesondere auch auf die Situation von Migranten und Jugendlichen. Auch diese Akteure finden in dem entsprechenden Kapitel der Charta keine Erwähnung …
Hagemann: Richtig. In unserem Talk-Angebot konnten wir jedoch diese beiden Aspekte aufgreifen. Viele junge Leute arbeiten ohne Vertrag oder mit Teilzeitverträgen und unsicherem Einkommen. Eine größere Anzahl von ihnen ist trotz guter Ausbildung arbeitslos. Gleiches gilt für Migranten. Millionen von Menschen, die in andere Regionen oder Kontinente auswandern, sind menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen ausgesetzt. Der Talk war leider die einzige Gelegenheit, diese Problematik zu diskutieren.
Frage: Wie geht es nun mit der Zukunftscharta weiter? In welchem Verhältnis steht sie zur neuen
globalen Entwicklungsagenda
?
Hagemann: Die Zukunftscharta ist der deutsche Beitrag zum Verhandlungsprozess um die globale Nachhaltigkeits- und Entwicklungsagenda, die im September 2015 beschlossen werden soll. Die Zivilgesellschaft wird diesen Prozess natürlich weiterhin begleiten und mit gestalten.
Das Interview führte Lena Kretschmann.
Stellungnahme von Justitia et Pax: Menschenwürdigen Arbeit und Post-2015-Entwicklungsagenda