Doch es gibt auch Aufbrüche. Franziskanische Brüder ziehen in einen sozialen Brennpunkt und machen dort eine WG auf – die Tür zu den Nachbarn immer offen. Jesuiten engagieren sich für Kirchenasyle und helfen Flüchtlingen, einen Aufenthaltstitel vor Gericht zu erstreiten, indem sie ihre Anwaltskosten bezahlen. Es waren Ordensfrauen, die 1998 im westfälischen Olpe Deutschlands erstes Kinderhospiz errichteten.
Bunt und vielfältig
Ordensleben in Deutschland ist auch heute noch bunt und vielfältig. „Es gibt nicht nur den Mönch mit der Kapuze und die Nonne mit dem Schleier“, sagt der Windberger Prämonstratenser-Abt Hermann-Josef Kugler, Vorsitzender der
Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK)
. Manche Ordensleute tragen heute zivil oder überlegen sich bewusst, zu welchem Anlass sie in welche Kleidung schlüpfen.
Wer strenge Abgeschiedenheit hinter hohen Klostermauern sucht, wird in Deutschland auch heute noch genauso fündig wie die moderne junge Frau, der Karriere, Kinder und Küche nicht genügen zu einem sinnerfüllten Leben. In der Münchner Benediktinerinnen-Abtei Venio leben eine Ärztin, eine Restauratorin, eine Lehrerin miteinander – mitten in der Stadt. Tagsüber gehen sie ihren Berufen außerhalb ihrer Kommunität nach. Die Äbtissin ist Professorin für Soziologie.
Einige Entwicklungen zeichnen sich ab. Die Zeit der großen Kongregationen, die große Einrichtungen tragen, neigt sich dem Ende zu. Die Zukunft gehört kleinen, überschaubaren Gemeinschaften, deren intensives Zusammenleben auch nach außen ausstrahlt, und denen sich Interessenten künftig möglicherweise nicht mehr lebenslang anschließen, sondern für eine begrenzte Zeit.
Die Franziskusschwestern von Vierzehnheiligen haben drei der ihren nach Nürnberg ziehen lassen. Alle um die 40 Jahre alt. Manchmal ist die Neugierde auf sie so drängend, dass sie zu bestimmten Zeiten das Telefon ausschalten müssen.
Von Christoph Renzikowski (KNA)
Mehr Informationen zum „Jahr der Orden“ finden Sie unter
www.jahrderorden.de
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