Dartmann: Was man sehen kann, was man hören kann, wenn man durch die Stadt geht, ist schon viel. Es fing mit dem Müll an, der verschwand als er ins Amt kam. Die Korruption in der Stadtverwaltung verschwand. Johannis, der selber noch in einem Unternehmerverband aktiv ist, hat es geschafft, Investitionen in die Stadt zu bringen. 2007 war Sibiu in mehrfacher Hinsicht im Fokus. Es war die europäische Kulturhauptstadt, es war der Ort – kirchlich wichtig – der ökumenischen Versammlung. Alles das hat wesentlich damit zu tun, dass er diese Stadt attraktiv und verlässlich gemacht hat.
Frage: Johannis wird ja „der Deutsche“ genannt. Seine Befürworter verbinden das ein bisschen klischeehaft mit den Eigenschaften tüchtig, verlässlich und organisiert. Die Kritiker werfen ihm vor, gar kein echter Rumäne zu sein. Auch die orthodoxe Kirche hat Vorbehalte gegen ihn. Warum?
Dartmann: Erstmal muss man feststellen, dass ein Land wie Rumänien ja doch etwas heterogener in der Zusammensetzung ist, was die ethnischen Gruppen angeht, als das vielleicht mancher reiner Nationalist sehen möchte. Es gibt eben neben den Rumänen, die ungefähr 90 Prozent ausmachen, noch die Ungarn mit fast sieben Prozent. Es gibt zweieinhalb Prozent Roma und wir rechnen auch mit etwa 1,5 Prozent anderen Ethnien, darunter die Deutschen, aber die sind heute eigentlich eine verschwindende Minderheit. Ich glaube, die Vorbehalte kommen aus etwas, das Teil der Propaganda war: Wie könnt Ihr Rumänen jemanden wählen, der zwar mit einer Rumänin verheiratet ist – das wissen alle – aber der doch eigentlich kein Rumäne ist. Aber die Siebenbürger Sachsen sagen, natürlich sind wir Rumänen. Wir gehören zum Land, wir haben das Land mit geprägt und wir nehmen selbstverständlich in Anspruch, dazuzugehören. Es ist schön, dass das auch von den Menschen so gesehen wird, dass sie eben nicht auf eine rein nationalistische Propaganda hereinfallen.
Frage: Johannis ist selber evangelischer Christ und war auch schon auf einem der Kongresse von Renovabis. Wie verbindend kann er auf das Miteinander der Religionen und Konfessionen in Rumänien zukünftig einwirken?
Dartmann: Gerade als evangelischer Christ kann er, glaub ich, eine Brücke bauen. Denn die evangelische Kirche ist gegenüber der katholischen Kirche noch relativ stärker. Zur rumänischen katholischen Kirche gehören ungefähr fünf Prozent, während die Protestanten ungefähr 7,5 Prozent sind. Er gehört zu einer etwas größeren Konfession, aber er kann damit auch zeigen, dass rumänisch nicht nur orthodox bedeutet. Das wiederum ist für die fast fünf Prozent Katholiken auch wichtig, zu sehen, dass auch sie nicht nur halbe Rumänen sind. Vor allem die Angehörigen der griechisch-katholischen Minderheit sind „richtige“ Rumänen, das sind weder Ungarn noch Deutschstämmige, sondern Rumänen. Es ist wichtig, dass denen das Rumäne-Sein nicht aberkannt wird. Ich glaube, Johannis steht für eine Ökumene, deswegen ja auch dieser ökumenische Kongress 2007, und das tut uns allen gut.
Das Gespräch führte Susanna Gutknecht.
Quelle:
domradio.de
Mit freundlichem Dank für die Genehmigung.