Eine Gedenktafel und blühende Rosen erinnern heute an die schrecklichen Ereignisse. In Europa wurden sie damals im Freudentaumel unmittelbar nach dem Fall der Berliner Mauer kaum zur Kenntnis genommen, aber in Lateinamerika und in den USA lösten sie einen Schock aus.
Die Frage, warum Professor Ellacuria und seine Gefährten ermordet wurden, ist auch 25 Jahre nach der Blutnacht von San Salvador nicht mit Sicherheit zu beantworten. Fest steht, dass Soldaten einer von amerikanischen Ausbildern geschulten Eliteeinheit der Armee die grausame Tat verübten, sie aber als einen nächtlichen Überfall der linken Guerillatruppe FMLN tarnten.
Sicher ist auch, dass Ellacuria in teilweise geheimen Friedensverhandlungen zwischen der Guerilla und der salvadorianischen Regierung eine wichtige Rolle spielte. Er sympathisierte offen mit den politischen Zielen der Guerilla, ohne jedoch deren Weg der Gewalt zu befürworten. Aus Sicht der Regierung und der Armee war die UCA eine Art Think Tank für die Revolutionäre von der FMLN. Dass man die führenden Köpfe beseitigen wollte, lag in dieser Konstellation auf der Hand.
Zugeständnisse der Regierung
In der Konsequenz bewirkten die politischen Morde an den Jesuiten jedoch genau das Gegenteil dessen, was die Urheber beabsichtigt hatten. Die Regierung, die nie ganz den Verdacht abschütteln konnte, dass Verteidigungsminister Rene Emilio Ponce die auch von den USA verurteilte Tat befohlen hatte, geriet so stark unter Druck, dass sie den folgenden, nun offiziellen Friedensverhandlungen mit der FMLN weitgehende Zugeständnisse machen musste.
Die einstige Guerillabewegung wurde als politische Partei zugelassen und stellte knapp zwei Jahrzehnte später sogar den Präsidenten des Landes. Aber auch die FMLN musste Kompromisse eingehen. Dazu gehört eine weitgehende wechselseitige Amnestievereinbarung für beide Bürgerkriegsparteien, unter deren Schutz ab 1993 auch jene Militärs kamen, die wegen der Ermordung der Jesuiten rechtskräftig verurteilt und inhaftiert worden waren. Aus Sicht der Angehörigen und von Menschenrechtsorganisationen gilt daher die Ermordung der sechs Jesuiten und ihrer beiden Angestellten nach einem Vierteljahrhundert weiterhin als ungesühnt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass im Jahr 2011 ein spanisches Gericht die Täter und ihre Befehlsgeber in Abwesenheit abermals verurteilte.
Von Ludwig Ring-Eifel (KNA)