
Plädoyer für Religionsfreiheit
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat den pakistanischen Ministerpräsidenten Muhammad Nawaz Sharif aufgefordert, mehr für die Entwicklung der Rechtsstaatlichkeit und für einen toleranten Umgang mit politischen, sozialen und religiösen Minderheiten in seinem Heimatland zu tun.
Aktualisiert: 12.07.2015
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Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat den pakistanischen Ministerpräsidenten Muhammad Nawaz Sharif aufgefordert, mehr für die Entwicklung der Rechtsstaatlichkeit und für einen toleranten Umgang mit politischen, sozialen und religiösen Minderheiten in seinem Heimatland zu tun.
Insbesondere kritisierte Lammert am Dienstag bei einem Treffen mit Sharif in Berlin das mit der Todesstrafe bewehrte Blasphemiegesetz. Dies werde offenkundig immer wieder zu Diskriminierung und Bedrohung aus religiösen und anderen Motiven missbraucht, die zu mehr als tausend Verfahren vor pakistanischen Gerichten geführt hatten.
Lammert thematisiert auch den Fall Asia Bibi
In dem Gedankenaustausch mit Pakistans Regierungschef sprach Lammert auch den Fall der zum Tode verurteilten Christin Asia Bibi an, der international für Aufsehen gesorgt hat. Asia Bibi war 2010 aufgrund des Blasphemie-Paragrafen zum Tode verurteilt worden. Ihr Fall ist derzeit vor dem Obersten Gericht in Pakistan anhängig und steht im Fokus einer internationalen Öffentlichkeit.
Schon im Vorfeld des Berlin-Besuchs von Sharif hatten kirchliche Hilfswerke und Menschenrechtsorganisationen an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) appelliert, sich für Religionsfreiheit in dem Land einzusetzen. Vor allem Christen und andere religiöse Minderheiten müssten besser gegen Gewalt geschützt werden, hatte das internationale katholische Hilfswerk Missio gefordert.
Missio: religiöse Minderheiten besser schützen
Pakistans Regierung müsse vor allem einen Missbrauch der Gesetze gegen Gotteslästerung verhindern. Ebenso forderte Missio, religiöses Hassmaterial aus pakistanischen Schul- und Lehrbüchern zu entfernen. „Das alles führt zu einem Klima religiöser Intoleranz, das in Pakistan gefährliche Ausmaße angenommen hat“, warnte Missio-Präsident Prälat Klaus Krämer. Nach Angaben der Hilfsorganisation wurde erst vor wenigen Tagen ein christliches pakistanisches Ehepaar nach Blasphemievorwürfen von einer aufgehetzten Menschenmenge verbrannt.
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hatte erklärt, die Lage der nicht-sunnitischen Religionsgemeinschaften in Pakistan sei katastrophal. Christen fühlten sich als Freiwild in Pakistan, obwohl regelmäßig versprochen würde, dass Andersgläubige besser geschützt werden sollten. (lek mit KNA/Missio)