Frage: Wie begleitet Misereor den Prozess hin zu den neuen Klimaschutzzielen?
Schroeder: International arbeiten wir mit unseren Partnerorganisationen daran, dass sie beim Thema „Klimaschutz“ politisch Einfluss nehmen können. In Indien, Brasilien oder Südafrika etwa diskutieren Misereor-Partner mit ihren Regierungen die Frage, wie viel Klimaschutz im eigenen Land geleistet werden kann. Darüber hinaus unterstützen wir diejenigen, die schon heute unter den Folgen des Klimawandels leiden. Wir versuchen zum einen, die Situationen vor Ort zu verbessern. Zum anderen unterstützen wir unsere Partner dabei, sich auf internationaler Ebene zu engagieren und darzustellen, was der Klimawandel in ihren Heimatländern bewirkt.
Darüber hinaus ist Misereor gemeinsam mit anderen Umweltverbänden auch auf EU-Ebene aktiv. Wir versuchen, deutlich zu machen, dass Klimaschutz eben nicht nur eine Sache von Zahlen, Daten und Fakten ist, sondern dass sich dahinter Menschenleben verbergen.
Frage: Welchen Klimaschutz-Beitrag leistet die Kirche in ihren Partnerländern?
Schroeder: Die Kirchen in unseren Partnerländern unterstützen Menschen darin, mit den veränderten klimatischen Bedingungen umzugehen, zum Beispiel wenn es darum geht, trotz später eintretender Regenzeiten und Dürreperioden ausreichend Ernten einzufahren. Leider müssen unsere Partner dabei immer mehr Zeit für Katastrophenvorsorge und -hilfe aufbringen, weil die Unwetter häufiger und heftiger werden.
Zugleich sind Vertreter regionaler Bischofskonferenzen auch bei internationalen Klimaverhandlungen präsent. So konnte letztes Jahr in Polen am Rande der dort stattfindenden Klimakonferenz ein Seminar mit weltkirchlichen Akteuren in Warschau stattfinden, um polnische Christen für den Klimaschutz zu gewinnen. In einer Messe wurde gemeinsam für die Bewahrung der Schöpfung gebetet. In Gesprächen mit Regierungsdelegationen bringen Bischöfe die Stimme der vom Klimawandel Betroffenen ein und erhalten zugleich Hinweise, welche Beiträge die Kirche in den jeweiligen Ländern leisten kann, um die Klimakrise zu begrenzen.
Das Interview führte Lena Kretschmann.