Frage: Wie waren Ihre persönlichen Eindrücke von den Gesprächen in Havanna?
Bautista: Die Reise nach Kuba war eine außergewöhnliche Erfahrung, denn meiner Meinung nach war es das erste Mal, dass Opfer und Täter im Beisein von internationalen Beobachterländern gemeinsam an einem Tisch saßen. Wir haben den Delegationen konkrete Fragen stellen können. Ich habe die Generäle nach meiner Schwester gefragt. Denn die Armee ist für das Verschwinden meiner Schwester verantwortlich. Ich wollte wissen, warum sie nackt verscharrt wurde.
Frage: Welche Rolle können die Opfer bei diesen Friedensgesprächen und einer möglichen Versöhnung spielen?
Bautista: Ich glaube, die Gruppe der Opfer hat ein großes Potenzial. Das Land ist sehr polarisiert. Aber die katholische Kirche und die anderen Organisationen haben bei der Auswahl sehr gute Arbeit gemacht, denn es waren in Havanna alle Opfergruppen vertreten. Die Opfer der Guerilla und die Opfer der Paramilitärs und des Staates. Wir haben geweint, als wir die Geschichten der FARC-Opfer gehört haben, und sie haben geweint, als wir über die Taten der Paramilitärs berichteten. Deswegen haben wir anschließend eine gemeinsame Stellungnahme veröffentlicht, in der wir betont haben, dass wir im Schmerz vereint sind.
Frage: Haben Sie Vertrauen in Präsident Juan Manuel Santos? Glauben Sie, dass es eine Chance auf einen Erfolg der Gespräche gibt?
Bautista: Ich habe grundsätzliches Vertrauen in seine Person. Ich glaube, dass er das Schiff in die richtige Richtung steuert. Was mich besorgt, ist, dass er sich für Straflosigkeit des Militärs einsetzt. Ich sage aber auch: Der Frieden ist jede Anstrengung wert.
Von Tobias Käufer