„Das ist für mich absolutes Politikversagen“, sagte die Klima-Expertin des katholischen Hilfswerks
Misereor
, Anika Schroeder. Bisher habe die EU immer von mindestens 40 Prozent gesprochen. Nun, kurz vor dem Gipfel, ruderten die Verantwortlichen offenbar zurück. „Wir müssen jedoch unsere Emissionen um 40 bis 70 Prozent reduzieren, damit es nicht zu einem weiteren weltweiten Temperaturanstieg kommt“, so Schroeder.
„Es ist wichtig, dass die EU ihre Klimaschutzziele nicht aus dem Blick verliert“, betont Schroeder. Gerade auf europäischer Ebene seien angemessene Standards wegen des hohen Maßes an Industrialisierung wichtig – auch wenn nicht alle Länder alle Ziele gleich schnell erreichen müssten, meint die Referentin von Misereor. „Jedes Land hat seine Stärken in der Klimapolitik und die sollte es intensiv verfolgen“, so Schroeder.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) dämpfte im Vorfeld die Erwartungen. „Uns stehen noch schwierige Verhandlungen bevor“, sagte sie am vergangenen Donnerstag in einer Regierungserklärung im Bundestag. „Alle Mitgliedstaaten müssen faire Beiträge leisten.“ Gleichwohl könne sich Deutschland noch höhere Ziele bei der Klimapolitik vorstellen, so Merkel.
Deutschen wünschen sich mehr Umweltschutz
Zumindest das deckt sich mit den
Ergebnissen einer Umfrage
von mehreren Umwelt- und Entwicklungsverbänden. Demnach wünscht sich eine Mehrheit der Deutschen mehr Engagement von der Bundesregierung in Sachen Umweltschutz. Vier von fünf Deutschen fordern, dass sich die Kanzlerin gegenüber den anderen Mitgliedstaaten für einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien und für verpflichtende Ziele zur Energieeinsparung einsetzt.
Doch eine Bringschuld haben nicht nur die Politiker, wie die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) kürzlich noch einmal betonte. Eine Ursache des Klimawandels liege in dem ständig steigenden Energiekonsum in privaten Haushalten. Das zu ändern, ist letzten Endes auch Sache des einzelnen Verbrauchers – unabhängig von dem, was die Politiker bei dem Gipfel in Brüssel verhandeln.
Von Kerstin Bücker