Neben den rund 240.000 Flüchtlingen aus Syrien gebe es mittlerweile mehr als eine Million Binnenvertriebene, die aus der Ninive-Ebene vor dem Terror der islamistischen IS-Milizen geflohen seien. Regen habe viele Zeltlager in Schlamm verwandelt; der Winter stehe vor der Tür.
Der Misereor-Geschäftsführer verwies darauf, dass sich der Zustrom von Flüchtlingen in Kurdistan mittlerweile auf einen Bevölkerungszuwachs um 30 Prozent belaufe. Das sei fatal für ein Land, das sich „in Auflösung“ befinde.
Deutschland in der Verantwortung
Den Umgang der Menschen mit der Not und Überfüllung nannte Bröckelmann-Simon erstaunlich und „für uns im Westen beschämend“. Es gebe eine „unvorstellbare Solidarität der Ortsansässigen mit den notleidenden Ankömmlingen“, obwohl die eigenen Verhältnisse alles andere als gut seien.
In Deutschland scheine uns der Konflikt allzu fern, obwohl er doch so nahe sei. Kurdistan grenze direkt an das Nato-Mitglied Türkei. „Ich nehme hier in Deutschland eine große Verunsicherung wahr, dass die Verhältnisse bei uns nicht so bleiben werden, wie sie bis jetzt gewesen sind“, so der Misereor-Vertreter. Das führe womöglich zu Abwehrreaktionen. „Wir leben nicht auf einer Insel“, sagte Bröckelmann-Simon der KNA. Schutz und Hilfe für notleidende Flüchtlinge sei „unsere Pflicht und Schuldigkeit“ in einem reichen, sicheren und stabilen Land.