Das sieht die Opposition anders. Lilian Tintori, Ehefrau des seit Februar wegen Anstachelung zur Rebellion inhaftierten prominenten Oppositionspolitikers Leopoldo Lopez, griff die Regierung scharf an: „Maduro verletzt unsere Grundrechte. Es gibt keine Demokratie, solange es politische Gefangene gibt“, sagte Tintori. Lopez, ein Nachfahre des lateinamerikanischen Freiheitskämpfers Simon Bolivar, wartet seit Wochen darauf, dass seine Anhörung endlich abgeschlossen wird. Doch die venezolanische Justiz arbeitet provozierend langsam. Sie vertagt sich nahezu im Wochentakt, und so schleppt sich der Prozess von einem Monat zum nächsten.
Vatikan als Vermittler
Nun unternahm der Vatikan einen neuen Vorstoß, sich für die Wiederaufnahme des zuletzt ins Stocken geratenen Dialogs einzusetzen. Nuntius Giordano erklärte, die Kirche sei bereit, einen Beitrag zu leisten, um das Wohl des Landes zu fördern und die existierenden Spannungen zu überwinden.
Nach wochenlangen Massenprotesten hatten die Maduro-Regierung und Teile der Opposition im April dieses Jahres Gespräche zur Überwindung der politischen und wirtschaftlichen Krise aufgenommen. Daran hatten neben Vertretern des Staatenbündnisses UNASUR auch der Vatikanbotschafter als Vermittler teilgenommen. Der Dialog war allerdings kurz darauf wieder ausgesetzt worden, nachdem sich beide Seiten vorgeworfen hatten, an einer Lösung der Krise nicht interessiert zu sein.
Auslöser der schweren Krise waren im Februar dieses Jahres Massenproteste und Studentenunruhen in Folge von Lebensmittelknappheit, hoher Kriminalität, Polizeigewalt und staatlicher Zensur. Die venezolanische Regierung hatte die Proteste als Putschversuch bezeichnet und zahlreiche Oppositionspolitiker unter dem Vorwurf verhaften lassen, für die Gewalt verantwortlich zu sein. Menschenrechtsorganisationen erheben schwere Vorwürfe gegen die Sicherheitskräfte.
Von Tobias Käufer