Die Kinder kommen dorthin, weil sie keine Eltern mehr haben oder diese nicht in der Lage sind, sich um sie zu kümmern. Etwa, weil sie Probleme mit Drogen oder Alkohol haben, im Gefängnis sind oder auf der Suche nach Arbeit im Westen Europas ihre Kinder zurückgelassen haben. „Viele Jugendliche wachsen unter Bedingungen auf, durch die sie nicht auf das Leben vorbereitet werden“, erklärt Pater Mykhaylo. Bei den Ordensmännern bekommen sie die fachliche Unterstützung, die ihnen fehlt, können zur Schule gehen und später eine Ausbildung machen.
Aber das ist nicht alles. Oftmals kennen die Kinder kaum das Gefühl von Liebe und Zuneigung. Auch das können sie jetzt in der „Casa Famiglia“ erfahren.
Pater Onorino Pistellato berichtet, dass es in der Ukraine insgesamt 12 Niederlassungen der Salesianer mit etwa 70 Ordensleuten gibt. Der gebürtige Italiener ist seit zehn Jahren in der Ukraine und steht den dortigen Einrichtungen als Provinzial vor. Das Jugendzentrum in Lemberg, wo die Kinder dauerhaft ein Zuhause finden, sei jedoch einzigartig.
Ein dauerhaftes Zuhause
In einer Broschüre über das Projekt wird beispielhaft die Geschichte des 12-jährigen Ilya erzählt. Er hatte bereits in zwei verschiedenen Pflegefamilien, auf der Straße und in einem Übergangsheim gelebt. Dann kam er zu den Salesianern und fand dort endlich ein Zuhause. „Ich werde hier geliebt und habe alles, was ich brauche“, sagt Ilya. Wenn er erwachsen ist, möchte er am liebsten selbst Erzieher im Familienhaus werden.
„Sicher, wir alle spüren die Krise“, sagt Pater Mykhaylo zur aktuellen Lage in der Ukraine. Auch wenn der Westen der Ukraine natürlich weniger betroffen sei als der Osten und der Alltag in Lemberg einigermaßen normal weitergehe, sei die ganze Bevölkerung in großer Sorge. Besonders spürten die Salesianer die Krise durch die zahlreichen Migranten aus der Ost-Ukraine. Diesen fehle in ihrer neuen Bleibe oft ein Netzwerk. Die Salesianer sammeln Kleidung, Nahrungsmittel und Medizin für die Neuankömmlinge und beherbergen einige Familien sogar selbst. Auch im Jugendzentrum in Lemberg sind mittlerweile zehn Kinder aus dem Osten der Ukraine untergebracht.