Albanien ist der einzige Staat Europas außer dem Kosovo mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit. Nirgendwo in Osteuropa setzten die kommunistischen Machthaber der katholischen Kirche zudem so zu wie in dem „ersten atheistischen Staat der Welt“.
Franziskus will mit der Reise nach eigenem Bekunden ein Zeichen für den
Dialog zwischen den Religionen
setzen. Im August, auf dem Rückflug von
Seoul,
würdigte er vor Journalisten die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit aus Muslimen sowie katholischen und orthodoxen Christen in Albanien, auch die Arbeit des interreligiösen Rats dort. „Die Präsenz des Papstes soll allen Völkern zeigen, dass man zusammenarbeiten kann“, so Franziskus damals. Seiner Begegnung mit führenden Repräsentanten von sechs Glaubensgemeinschaften in der katholischen Universität von Tirana dürfte daher besondere Bedeutung zukommen.
Das Land von Mutter Teresa
Als mögliches „Modell für den Balkan“ bezeichnete der Erzbischof von Tirana, Rrok Kola Mirdita, jüngst das friedliche Zusammenleben der Religionen in dem mehrheitlich muslimischen Land, dessen einziger größerer Flughafen in Tirana nach der katholischen Ordensfrau Mutter Teresa benannt ist. Von den rund drei Millionen Einwohnern Albaniens sind 60 Prozent Muslime; etwa ein Sechstel sind katholisch, rund 20 Prozent orthodoxe Christen.
Der zweite Grund für die Papstreise ist die besondere Leidensgeschichte der katholischen Kirche in Albanien. Franziskus wolle deren Märtyrer ehren, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Montag. Derzeit läuft ein Seligsprechungsverfahren für 40 Priester und weitere katholische Opfer, die während der kommunistischen Herrschaft ums Leben kamen und als Märtyrer anerkannt werden sollen.