Frage: Wie nehmen die Menschen diese Vorgaben auf?
Nellas: Vielen fällt es schwer, sich an die Regeln zu halten. Körperkontakt ist ein fester Bestandteil der ghanaischen Kultur. Die Menschen sind daran gewöhnt, sich häufig die Hand zu geben und zu umarmen. Wenn etwas gefeiert wird, werden Getränke und Mahlzeiten miteinander geteilt. Und zum Beerdigungsritual gehört es fest dazu, die Toten ausführlich zu waschen und aufzubahren. Es ist eine große Herausforderung, hier ein Umdenken zu erreichen und die Menschen von physischem Kontakt miteinander abzuhalten. Eine große Herausforderung übrigens auch für uns Missionare, die wir gewöhnt sind, Teil dieser Kultur zu sein: Wenn wir ein Dorf besuchen, sitzen wir normalerweise eng mit den Familien zusammen und essen alle aus einem Topf. Das Ebola-Virus erschwert diese Solidarität und kulturelle Teilnahme – und schafft Distanz.
Frage: Macht Ihnen persönlich das immer näher rückende Virus Angst?
Nellas: Ich vertraue auf Gott, dass wir die Herausforderungen meistern werden. Aber ich muss zugeben, dass ich mir große Sorgen mache. Wenn das Virus einmal in Ghana ist, wird es sich schnell verbreiten. Wir Missionare werden natürlich bei den Menschen bleiben und ihnen beistehen. Aber nachdenklich macht mich das Schicksal dreier Barmherziger Brüder aus unserer Diözese Koforidua, die vor kurzem nach Liberia versetzt worden sind. Schon nach kurzer Zeit haben sie sich mit dem Ebola-Fieber angesteckt. Alle drei sind gestorben – 90 Prozent der Ebola-Kranken sterben. Es war nicht einmal möglich ihre Leichname zurück nach Ghana zu bringen, weil man die Ebola-Toten nicht mehr berühren darf. Das hat mich sehr betroffen gemacht. Wir Steyler Missionare wollten im November 2014 in Liberia eine neue Mission eröffnen. Wegen des Ebola-Ausbruchs haben wir dieses Vorhaben erst einmal verschoben.
Das Interview führte Markus Frädrich