Der ökumenische Verhaltenskodex soll sich vor allem mit den praktischen Fragen auseinandersetzen, die sich weltweit für das christliche Zeugnis ergeben. Dafür müsse man sich erst einmal von der Vorstellung verabschieden, dass Missionare aus Europa und Nordamerika dem Rest der Welt die Frohe Botschaft verkünden, erklärt Luber. Stattdessen sei es ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Die Ausgangssituation für Missionare sei jedoch überall auf der Welt unterschiedlich. „In Europa stellen die Menschen aufgrund der Geschichte ganz andere Fragen als in Afrika und definieren ihr Verhältnis zur Religion neu“, sagt der Jesuitenpater. Beim internationalen Kongress „MissionRespekt“ in Berlin werden ab Mittwoch genau diese praktischen Fragen mit Impulsen aus anderen Weltgegenden sowie in Vorträgen und Workshops diskutiert.
Auftrag: Christen müssen für Verständigung sorgen
Auch um das Verhältnis der Weltreligionen wird es dabei gehen. Denn der Kodex empfiehlt Christen Beziehungen zu anderen Religionen aufzubauen, die von „Respekt und Vertrauen geprägt“ seien. „Gerade bei so schlimmen Auseinandersetzungen wie jetzt im Irak muss ich meinen Missionsbegriff genau definieren“, sagt Luber. Das Ziel müsse es sein, für Verständigung zu sorgen, um den ideologischen Konflikt nicht weiter anzuheizen. „Denn Verkündigung und Dialog gehören zusammen.“ Und es sei ebenso missionarisch, die Religion in den Dienst der Versöhnung zu stellen. Zugleich könne der Dialog aber auch prophetische Züge haben. „Dort, wo humanitäre Prinzipien verletzt werden, muss auch im Namen des Glaubens Kritik geübt werden“, sagt der Jesuit.
Mission fängt heute in unseren Breiten aber bereits bei kleinen Details an. Jedem einzelnen Christen rät Luber: „Bringen sie sich – wenn es passt – im Gespräch mit ihren Mitmenschen über grundsätzliche Fragen des Lebens wie Beziehung, Beruf, Krankheit oder Tod ein.“ Und wenn dem Gesprächspartner die Antwort aus christlicher Perspektive nicht gefalle, solle man eine einfache Frage stellen: „Wie sieht denn deine Antwort aus?“ Es gehe nicht um christliche Floskeln, sondern darum, die Erfahrungen aus dem Glauben heraus zu erschließen, so der Jesuit. „Ich bin überzeugt, dass sich auch heute Menschen über das
Evangelium
freuen, wenn wir es in einer Haltung des Dialogs mit Respekt und Mitgefühl verkünden.“
Von Björn Odendahl