Vor einer solchen Reise würde der Papst jedoch sicher erst mit seinen Mitarbeitern Nutzen und Risiko abwägen und diplomatische Kontakte befragen. Erörtert werden müssten Reiserouten und Besuchsorte sowie politische Gesprächspartner. Und geklärt werden müsste, wo und wie er die Katholiken im Land treffen könnte. Ein Open-Air-Gottesdienst jedenfalls dürfte an Sicherheitsbedenken scheitern.
Papst: Islamisten im Irak stoppen
Keine Überraschung waren dagegen die Antworten des Papstes auf die Frage, ob US-Bombardements gegen IS-Stellungen legitim seien. Die Menschheit habe das Recht, „einen ungerechten Aggressor zu stoppen“, zitierte er die katholische Position zum Recht auf Verteidigung. „Ich benutze bewusst das Wort stoppen, ich spreche nicht von bombardieren oder Krieg führen“, fügte er hinzu. Dieses „Stoppen“ müsse mit geeigneten Mitteln erfolgen. Zudem müsse das Vorgehen international abgesegnet sein, etwa durch die Vereinten Nationen.
Die katholische Lehre erlaubt durchaus, sich in Notwehr militärisch zu verteidigen, hält es in manchen Fällen sogar für geboten – freilich unter strengen Auflagen. Dazu gehört, dass der Schaden, der einer Nation oder der Völkergemeinschaft zugefügt wird, sicher feststeht, schwerwiegend und von Dauer ist. Alle übrigen Mittel zu Beendigung des Schadens müssten sich als undurchführbar oder wirkungslos erwiesen haben. Der Vatikan sah eine solche „Rote Linie“ Mitte der 1990er Jahre etwa in Bosnien überschritten. Und jetzt sprechen Vatikandiplomaten wie der Irak-Nuntius Giorgio Lingua von einem „Genozid“, der eine militärische Intervention erlaube.
In vielen Teilen der Welt herrsche heute Krieg, beklagte der Papst bei seiner einstündigen Pressekonferenz an Bord der Korean Airlines. „Jemand sagte mir, wissen Sie, dass wir im Dritten Weltkrieg sind, aber in Stücken“, zitierte Franziskus einen anonymen Gesprächspartner – ohne den Gedanken zu vertiefen oder sich zu eigen zu machen. Aber er verwies die mitreisenden Medienvertreter auf zwei Phänomene, die ihm besondere Sorge bereiteten: Grausamkeit und Folter. Folter, wie sie inzwischen fast zum gängigen Instrument von Geheimdiensten gehöre, sei eine „schwere Sünde“, eine Sünde gegen die Menschheit.
Von Johannes Schidelko