Klitsch-Ott: Man muss über den Aspekt der Sicherheit stärker nachdenken. Da ist in den vergangenen Jahren auch schon viel passiert. Ich bin in den 90ern nach Burundi ausgereist, damals ein Bürgerkriegsland; da hat man sich über Sicherheit im Prinzip noch überhaupt keine Gedanken gemacht. Heute gibt es keine ernstzunehmende Organisation mehr, die kein Sicherheitskonzept für ihre Mitarbeiter entwickelt hat. Wir müssen der Politik und Vertretern der jeweiligen Konfliktparteien immer wieder klar machen, wie wichtig es ist, dass wir als humanitäre Organisation neutral arbeiten können. Sie müssen verstehen, dass unsere Hilfe für alle Opfer des Konflikts da ist.
Frage: Wie können Nachwuchskräfte auf die humanitäre Hilfe vorbereitet werden?
Klitsch-Ott: In den vergangenen 20 Jahren hat es einen Trend in Richtung Professionalisierung humanitärer Hilfe gegeben. Es gibt Studien- und Ausbildungsgänge, die die jungen Leute gezielt auf diese Arbeit vorbereiten. Wichtig ist, dass der Nachwuchs neben einer guten Portion Idealismus auch den realistischen Blick einübt, um die Situationen vor Ort gut einschätzen zu können. Reiner Idealismus ist heute nicht mehr zielführend – dafür ist die Lage in vielen Krisengebieten in den vergangenen 20 Jahren zu komplex geworden.
Frage: Was motiviert Sie persönlich noch nach jahrzehntelanger Arbeit?
Klitsch-Ott: Die Motivation zieht man sicher aus den Erfolgen, die es immer wieder gibt. Wir arbeiten mit vielen hoch engagierten lokalen Caritas-Mitarbeitern zusammen, deren Motivation immer wieder auch auf uns hier in Deutschland abfärbt. Bei der Caritas Jordanien etwa hängt in den Büros ein kleines Schild mit der Aufschrift „Caritas is not a job, it is a mission“: Die Arbeit der Caritas ist kein bloßer Job, es ist eine Mission.
Das Interview führte Claudia Zeisel.