Eine „nur auf Spekulationen gegründete Wirtschaft“ wurde von der argentinischen Bischofskonferenz schon öfters kritisiert. Damit sei man auch auf der Linie von Papst Franziskus, der in „Evangelii gaudium“ einen unkontrollierten Kapitalismus, der zu Exklusion und Ungleichheit führt, mehrmals verurteilt hatte.
Jorge Milia, der argentinische Journalist und Autor, der Mitte der 1960er Jahre Schüler des Papstes im Colegio de la Inmaculada Concepcion in Santa Fe in Argentinien war, kommentierte für Radio Vatikan die aktuelle Situation vor Ort:
„Die Situation ist nicht einfach. Ich denke, die Menschen haben keine wirkliche Vorstellung von dem was hier passiert. Es hat auch die Präsidentin im Fernsehen gesprochen und sie hat diese argentinische Vorstellung. Wir, die Argentinier, sind sozusagen die Guten und alle anderen wollen uns etwas Böses. Aber das ist natürlich nicht so. Die Präsidentin und der Wirtschaftsminister Axel Kiciloff müssen beide lernen und verstehen, dass sie nicht gegen diese Entscheidung ankämpfen können.“
Präsidentin Kirchner weist Schuld von sich
In einer TV-Rede an das Volk hat die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner den Fonds die Schuld gegeben. „Wir leben in einer zutiefst ungerechten und zutiefst gewaltsamen Welt“, sagte Kirchner in dieser Rede. Die Forderungen der Fonds seien eine „Gewalt“ sagte Kirchner und sie verglich die Forderungen der Hedgefonds mit „Raketen in einem Krieg“, da „finanzielle Raketen ebenfalls töten“. Sie forderte ihre Landsleute auf, „ruhig zu bleiben“. Argentinien werde alle Rechtsmittel ausschöpfen, meinte sie. Laut Milia werden dennoch Konsequenzen für das Volk spürbar werden:
„Die Konsequenzen werden nicht sofort eintreten: 500.000 mehr werden vielleicht ohne Arbeit sein, eine hohe Inflation wird folgen, und das wird ein Problem für die Industrie, und natürlich wird es die kleinen Industriellen treffen.“
Die derzeitige Situation sei „glücklicherweise völlig anders“ als die Staatspleite, die Argentinien 2001 ins Chaos gestürzt hatte, betonte hingegen der Bischof Jorge Eduardo Lozano. Damals sei das Land institutionell viel schwächer gewesen, der Staat „gelähmt“ und jegliches Vertrauen in ihn zerstört. Die Kirchen hätten sich damals aktiv am Wiederaufbau beteiligt: Sie habe gesamte Familien mit Nahrung versorgt, Caritas-Tauschbörsen für Gegenstände des täglichen Bedarfs und Arbeitsvermittlung initiiert und einen Dialog für die Einführung von Reformen ins Leben gerufen. Als Erbe dieser Zeit werde bis heute jährlich eine „Soziale Woche“ abgehalten.