Brasiliens Indigene fühlen sich von Regierung im Stich gelassen

Der brasilianische Indianermissionsrat CIMI führt die anhaltend hohe Gewaltrate gegenüber den Ureinwohnern des Landes auf das fehlende Engagement der Regierung zurück. Unter der derzeitigen Regierung von Staatspräsidentin Dilma Rousseff sei die Zahl der neu eingerichteten Schutzzonen stark zurückgegangen, heißt es im am Donnerstag vorgestellten Jahresbericht zur Lage der indigenen Völker Brasiliens. Insgesamt registrierte CIMI für das vergangene Jahr 53 Morde; das ist ein leichter Rückgang gegenüber 2012 (60 Morde) und unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (56).

Erstellt: 18.07.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
Lesedauer: 

Der brasilianische Indianermissionsrat CIMI führt die anhaltend hohe Gewaltrate gegenüber den Ureinwohnern des Landes auf das fehlende Engagement der Regierung zurück. Unter der derzeitigen Regierung von Staatspräsidentin Dilma Rousseff sei die Zahl der neu eingerichteten Schutzzonen stark zurückgegangen, heißt es im am Donnerstag vorgestellten Jahresbericht zur Lage der indigenen Völker Brasiliens. Insgesamt registrierte CIMI für das vergangene Jahr 53 Morde; das ist ein leichter Rückgang gegenüber 2012 (60 Morde) und unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre (56).

Seit 2011 seien durchschnittlich lediglich 3,6 Schutzzonen pro Jahr neu eingerichtet worden, bemängelt CIMI, der der Brasilianischen Bischofskonferenz angegliedert ist. Unter der Vorgängerregierung von Präsident Luiz Inacio Lula da Silva (2003–2010) waren es 10, unter Fernando Henrique Cardoso (1995–2002) sogar 18. Das Fehlen adäquater Schutzzonen, also die formalrechtliche Zuteilung ihres angestammten Siedlungsgebietes an die Indigenen, ziehe negative Konsequenzen in allen Lebensbereichen nach sich, so der Rat.

Konfliktregion Mato Grosso do Sul

So habe die mangelhafte Gesundheitsversorgung der Indigenen im Jahre 2013 zum Tod von 693 Säuglingen und Kindern bis fünf Jahre geführt. Allein beim Volk der Yanomami im Norden Brasiliens seien 2013 insgesamt 124 Kinder gestorben. Kritisch sei auch die Situation der Indigenen im zentralbrasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul. Hier wurden 33 Morde gezählt, zumeist beim Volk der Guarani-Kaiowa.

Auch bei den Selbsttötungen ist der Bundesstaat mit 50 der landesweit 56 Fälle weit vorn. Im Mai hatte CIMI die Zahl der Selbsttötungen für 2013 noch mit 73 angegeben; diese Zahl wurde nun korrigiert.

Die Region Mato Grosso do Sul ist durch ständige Konflikte zwischen weißen Siedlern und Indigenen geprägt. Letztere leben unter prekären Bedingungen am Rand von Landstraßen. Sechs Indigene wurden dort überfahren. Seit Jahren kämpfen die Indigenen und CIMI für die Anerkennung der Schutzzonen in der Region. Vorsitzender des Indianermissionsrates ist der aus Österreich stammende Amazonas-Bischof Erwin Kräutler (75). Er wurde für sein Engagement für die Indigenen 2010 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Blickpunkt Lateinamerika

Weitere Nachrichten aus Lateinamerika finden Sie auf dem Adveniat-Informationsportal „Blickpunkt Lateinamerika“: