Die jüngste Gewaltwelle folgt auf Friedensinitiative von US-Außenminister John Kerry und auf einen eigentlich hoffnungsvollen Besuch von Papst Franziskus. Einen Zusammenhang zwischen dem Papstbesuch im Mai und der Gewalteskalation weisen Schnabel wie Schomali zurück. Die Eskalation hätte auch vor dem Papstbesuch passieren können oder auch ohne ihn, so Schomali. Nach Einschätzung der Kirchenmänner könnte auch eine mentale Überforderung vieler Menschen durch die jüngsten Friedensinitiativen zur gegenwärtigen Verschärfung beigetragen haben.
Angst vor Abwanderung junger Christen
Die Auswirkungen der Gewalt könnten nach Einschätzung Schomalis zu einer verstärkten Abwanderung junger Christen führen – ähnlich wie bei der ersten und zweiten Intifada. Obwohl die Christen auf palästinensischer wie auf israelischer Seite Opfer seien und dabei „in der Wahrnehmung dieses Konfliktes zwischen jüdischen Israelis und muslimischen Palästinensern“ schon rein zahlenmäßig untergingen, betont Schnabel deren Beharrungskraft: „Sie haben schon anderes durchgemacht und werden auch das überstehen!“
Der Verantwortliche für die hebräischsprachigen Katholiken in Israel, Patriarchalvikar David Neuhaus, richtet den Blick auf das Miteinander der hebräischsprachigen Christen, die in die jüdisch-israelische Gesellschaft eingebettet seien, und ihrer arabischsprachigen Mitchristen. Für sie sei die aktuelle Situation sehr herausfordernd. Gott habe den Glauben auf beiden Seiten gesät und erwarte einen Brückenbau für mehr Verständnis, Mitgefühl und Herzensweite, so Neuhaus.