Frage: Herr Paffhausen, die Vorrunde der Fußball-WM in Brasilien geht zu Ende. Von Unruhen oder Sozialprotesten ist momentan kaum zu hören. Was haben Sie für Informationen?
Paffhausen: Große Demonstrationen scheint es in der Tat derzeit nicht zu geben. Aber ich weiß von kleineren Kundgebungen, die an den einzelnen Spielorten organisiert werden. Der Bischof von Goias, Eugene Rixen, spricht von einer Art Patt. Die Polizei- und Militärpräsenz sei massiv. Viele Protestler wollen außerdem wohl während der Fußball-WM keine Spielverderber sein, aber im Land gärt es weiter. Solange die brasilianische Mannschaft im Wettbewerb ist, dürfte es allerdings ruhig bleiben.
Frage: Und womit rechnen Sie, wenn die Gastgeber aus dem Turnier fliegen?
Paffhausen: Das sind natürlich nur Spekulationen. Aber es könnte gut möglich sein, dass die Proteste wieder aufflackern. Im Hintergrund spielen auch politische Interessen eine Rolle. Im Oktober sind Präsidentschaftswahlen in Brasilien. Wenn es bis dahin erneut zu Szenen kommt wie vor der WM, als Studenten und Lehrer auf die Straßen gingen oder Polizei und Armee sich Feuergefechte mit der Drogenmafia lieferten, dürfte Dilma Rousseff ihre Hoffnungen auf eine zweite Amtszeit als Präsidentin endgültig begraben. Es gibt daher auch Stimmen, die vermuten, dass die rechte Opposition über ein Ausscheiden der brasilianischen Mannschaft gar nicht so unglücklich wäre. Und dass sie hinter den Kulissen den Unmut der Menschen für ihre Zwecke weiter schürt.