Essien lebt in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno und Sitz der katholischen Diözese, keine 200 Kilometer von der Schule entfernt, aus der
die Mädchen entführt
wurden. Die Situation beschreibt er mit deutlichen Worten: „So viele Menschen wurden getötet. Kirchen, Schulen, Straßen, Häuser: Alles zerstört und verbrannt. Wir alle leben in ständiger Angst.“ Immer mehr Menschen flüchten aus dem Unruhegebiet, die wirtschaftliche Lage ist schlecht, auch viele der Kleinunternehmer der Stadt sind geflohen.
Denen, die geblieben sind, bleiben die Kunden aus. Und nur selten einmal kämen Warenlieferungen aus dem Rest des Landes bei den Händlern an, berichtet Essien. Im Mai 2013 hat die Regierung den Ausnahmezustand ausgerufen, seither ist viel Militär in der Stadt. Die aufständischen Islamisten konnten aus der Hauptstadt zurückgedrängt werden, aber sie sammeln sich in den Wäldern der umliegenden Provinz.
Jugendliche haben sich gegenseitig getröstet und ermutigt
Auch an der Kirche gehen die Konflikte nicht vorbei. Gläubige bleiben aus Angst den Gottesdiensten fern. „Besonders die Jugendarbeit ist betroffen“, sagt Essien. Er ist Vorsitzender der christlichen Jugendorganisation in Maiduguri, der flächenmäßig größten Diözese Nigerias. Die Aktivitäten sind hier zum Erliegen gekommen. Früher habe es viermal im Jahr große bistumsweite Jugendtreffen gegeben, dazwischen viele kleinere Aktionen und Feste, so der 29-Jährige. Seit Beginn der Aufstände kommen die Jugendlichen fast nicht mehr zusammen. Eine Konferenz habe es gegeben und ein Gebetstreffen, bei dem sich die Jugendlichen gegenseitig ermutigt und getröstet hätten, erzählt Essien von den Aktivitäten der CYON.