Die bayerische Sozialministerin Emilia Müller (CSU) kritisierte, dass sich Zwangsprostitution zum einträglichen Geschäftsmodell habe entwickeln können. Sie hinterlasse gebrochene Frauen, die ein extrem würdeloses Leben führten. Sogenannte Flatrates in Bordellen müssten verboten werden. Außerdem votierte sie für eine Anhebung des Mindestalters von Sexarbeiterinnen auf mindestens 21 Jahre, da vor allem Zwangsprostituierte meist jünger seien. Freier von Zwangsprostituierten müssten hart bestraft werden.
Müller plädierte auch für mehr Unterstützungsangebote zugunsten ausstiegswilliger Prostituierter, sei es in Form von Beratungsstellen oder Schutzwohnungen. Dafür werde sie versuchen, bei den Verhandlungen zum nächsten Doppelhaushalt des Freistaats mehr Geld zu erhalten. Die Sozialministerin lobte die Arbeit der Hilfsorganisation
Solwodi
und des Aktionsbündnisses „STOP dem Frauenhandel“. Beide Initiativen wurden von katholischen Akteuren mit initiiert.
Solwodi für ein vollständiges Verbot von Prostitution
Solwodi
-Gründerin Schwester Lea Ackermann sprach sich auf der Expertentagung für ein völliges Verbot von Prostitution aus. Inspiriert vom schwedischen Modell, sollte nach ihrer Auffassung käuflicher Sex generell bestraft werden. Sie schilderte das Schicksal eines zwölfjährigen Mädchens, das aus einem osteuropäischen Kinderheim entführt worden und dann drei Jahre in deutschen Bordellen angeboten worden sei. Seine Zuhälter seien lediglich zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Solche Missstände ließen sich nur durch ein allgemeines Verbot verhindern.
Der CSU-Bundestagsabgeordnete Hans-Peter Uhl ermutigte die Anwesenden, in den kommenden Monaten weiter Druck auf den Gesetzgeber zu machen. Zwar sei im Koalitionsvertrag vereinbart worden, dass Frauen besser vor Zwangsprostitution geschützt werden sollten. Doch müssten an einer entsprechenden Gesetzesnovelle auf Bundesebene drei Ministerien beteiligt werden: das federführende Familienministerium, das Justiz- und das Innenministerium. Ohne eine aufmerksame Öffentlichkeit sei nicht mit schnellen Fortschritten zu rechnen.
Von Gabriele Riffert