Deutschland verstärkt Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien und Irak
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Deutschland verstärkt Hilfe für Flüchtlinge aus Syrien und Irak

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) will die deutsche Flüchtlingshilfe für den Nahen und Mittleren Osten ausweiten. „Angesichts der aktuellen Dramatik will ich in der kommenden Woche im Rahmen der Haushaltsberatungen die Sondermaßnahmen für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak verstärken – und dafür voraussichtlich weitere 50 Millionen Euro bereitstellen“, sagte der Politiker der „Welt“ (Montag).

Erstellt: 23.06.2014
Aktualisiert: 12.07.2015
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Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) will die deutsche Flüchtlingshilfe für den Nahen und Mittleren Osten ausweiten. „Angesichts der aktuellen Dramatik will ich in der kommenden Woche im Rahmen der Haushaltsberatungen die Sondermaßnahmen für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak verstärken – und dafür voraussichtlich weitere 50 Millionen Euro bereitstellen“, sagte der Politiker der „Welt“ (Montag).

In den vergangenen beiden Jahren habe die Bundesregierung für Flüchtlingshilfe in der Region bereits 500 Millionen Euro eingesetzt. Darüber hinaus sei ein europäisches Sonderprogramm notwendig, finanziert aus dem europäischen Flüchtlingsfonds. „Es ist jetzt entscheidend, konkret und schnell zu handeln“, forderte Müller. „Wir sollten Mittel umschichten und eine Sonder-Milliarde der EU für Frieden und Entwicklung investieren.“

In der neuen Europäischen Kommission sei es notwendig, „die Aufgaben zu bündeln und einen eigenen EU-Flüchtlingskommissar zu benennen“. Dem Flüchtlingsthema müsse Priorität eingeräumt werden im Rahmen der europäischen Entwicklungszusammenarbeit.

Hilfswerke werfen Politik Versagen bei Flüchtlingssituation vor

Nach der Veröffentlichung der aktuellen UN-Flüchtlingszahlen am Freitag hatten Hilfsorganisationen die Politik zum Handeln aufgefordert. Die internationale Staatengemeinschaft müsse entschlossener gegen Krisen auf der Welt vorgehen, sagte der Vertreter des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Deutschland, Hans ten Feld, am Freitag im Südwestrundfunk (SWR). Die Hilfswerke könnten nur Nothilfe leisten, Lösungen müssten jedoch von der Politik kommen. „Da hat die internationale Politik bislang versagt“, so ten Feld.

Ein Kind in rotem Kleid sitzt auf der steinigen Straße eines Flüchtlingslagers. Im Hintergrund stehen große Zelte mit dem Aufdruck UNHCR.
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Laut dem Jahresbericht des UNHCR, der am Freitag aus Anlass des Weltflüchtlingstags vorgestellt wurde, sind erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg mehr als 50 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Ende 2013 gab es demnach 51,2 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene, 6 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Als Hauptgrund für den starken Anstieg nennt das UNHCR den Syrien-Krieg. Auch in Afrika habe die Zahl der Flüchtlinge enorm zugenommen, vor allem in Zentralafrika und im Südsudan.

Nuntius Eterović: mehr Hilfe für Flüchtlinge

Auch der päpstliche Botschafter in Deutschland, Nuntius Nikola Eterović, rief zu mehr Hilfe für Flüchtlinge in aller Welt auf. „Wir müssen diesen Menschen helfen, damit sie in Frieden leben können“, sagte der Erzbischof am Sonntagabend in Aachen. Dort besuchte er am Rande der Heiligtumsfahrt den Missio-Truck „Menschen auf der Flucht“.

Bundesminister Müller erinnerte daran, dass Deutschland schon „das Gros der Flüchtlinge“ aufnehme. Auch die übrigen 27 EU-Staaten müssten ihren Teil der Verantwortung übernehmen, forderte er. Ein militärischer Einsatz zur Stabilisierung des Irak stehe für Deutschland nicht zur Debatte, bekräftigte der Entwicklungsminister.

Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), betonte, für Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien habe Deutschland anders als andere Länder in Europa bereits eine Menge geleistet. „Gerade erst haben Bund und Länder beschlossen, weitere 10. 000 Syrer aufzunehmen. Und ich unterstütze Entwicklungsminister Müller darin, dass wir weitere 50 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um Flüchtlingen in der Region zu helfen.“ (lek mit KNA)

Flüchtlingszahlen weltweit

Ende 2013 gab es weltweit 51,2 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene, 6 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Das geht aus dem Jahresbericht des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde. 33,3 Millionen Binnenvertriebene zählt der Bericht, davon 6,5 Millionen in Syrien, 5,36 in Kolumbien und 2,96 in der Demokratischen Republik Kongo. 16,7 Millionen Flüchtlinge sind weltweit registriert. Davon werden 11,7 Millionen vom UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR betreut und 5 Millionen vom UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge UNRWA. Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge, insgesamt 6,1 Millionen, stammen aus den Ländern Afghanistan, Syrien und Somalia. Mehr als 50 Prozent der Flüchtlinge sind minderjährig, nahezu 50 Prozent weiblich. 86 Prozent der Flüchtlinge leben in Entwicklungsländern, der höchste Wert seit 22 Jahren. Im Libanon war nahezu jeder fünfte Einwohner ein UNHCR-registrierter Flüchtling: Auf 1.000 Einwohner kamen 178. Jordanien lag mit 88 auf Platz zwei, der Chad mit 33 auf Platz drei. Von rund 1,1 Millionen Asylanträgen wurden laut dem Bericht 109.600 in Deutschland gestellt. Danach rangierten die USA mit geschätzten 84.400 und Südafrika mit schätzungsweise 70.000 Erstanträgen. 414.600 Flüchtlinge kehrten im vergangenen Jahr in ihre Heimat zurück. in den beiden Jahren zuvor waren es jeweils mehr als 520.000 gewesen. Quelle: KNA