Ein Gespräch mit Vertretern christlicher und muslimischer Organisationen zählte ebenfalls zu den zentralen Punkten der Reise. Allerdings konnte der Minister selbst – anders als geplant – gar nicht daran teilnehmen, da sich ein Treffen mit Nigerias Staatspräsident Goodluck Jonathan nach hinten verschoben hatte.
„Das war nicht so schlimm“, befand Justina Mike Ngwobia von der nichtstaatlichen Organisation „Bewegung für Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung“, die in Jos im Bundesstaat Plateau ansässig ist. Allein das Treffen mit der deutschen Delegation habe ihr viel gebracht und klar gezeigt: „Deutschland kümmert sich um unsere Probleme und nimmt sie wahr.“ Das zeige auch die jahrzehntelange finanzielle Unterstützung christlicher Organisationen wie Misereor und Brot für die Welt für das Land. „Ohne sie wäre die Lage zum Beispiel in Plateau noch viel schlimmer.“
Kein Kampf der Religionen
Müller bezeichnete es als hochspannend, dass es überhaupt nicht den überall zitierten Kampf der Religionen gebe. „Mittlerweile gibt es mehr Muslime als Christen, die durch Boko Haram gestorben sind. Es ist eine Terrororganisation.“ Bereits am Vormittag gehörten im Gespräch mit Nigerias Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala Boko Haram und die entführten Chibok-Mädchen zu den beherrschenden Themen. Sie betonte, bei der Suche werde jeder Stein umgedreht. Als Mutter von vier Kindern sei sie selbst in höchster Sorge. Staatspräsident Goodluck Jonathan gehe es als Vater ähnlich.
Dennoch hält der Terror nicht das ganze Land in der Zange, zeigte sich Ministerin Okonjo-Iweala überzeugt. Zwar seien im Nordosten wirtschaftliche Aktivitäten beeinträchtigt. „Wir haben aber festgestellt, dass im restlichen Land – das macht etwa 95 Prozent aus – die Wirtschaft weiterläuft.“
Von Katrin Gänsler