Ungut klingt auch die Südwind-Analyse aus dem
Kongo
. Der Riesenstaat in Afrika wird seit Jahren von Unruhen und Kriegen erschüttert, gilt praktisch als unregierbar. Zugleich stammt von dort ein Drittel des in der Mobilfunkproduktion eingesetzten Tantals und die Hälfte der seltenen Kobalterze. Mit den Gewinnen sollen zahlreiche Rebellengruppen im Osten des Landes ihre Aktivitäten finanzieren. Hinzu kommen gravierende Umweltverschmutzung und verheerende Arbeitsbedingungen. Die Rohstoffe würden „buchstäblich mit Spaten und Hacken“ aus dem Erdreich hervorgeholt.
Vodafone weist Kritik zurück
Vodafone weist die Kritik von Germanwatch und Südwind zurück. Mit dem „NextPhone“-Angebot liefere man dem Kunden einen Anreiz, alte Smartphones nicht in die Mülltonne zu werfen, sondern einer Weiternutzung zuzuführen. „Denn ein neues Smartphone gibt es bei ‚NextPhone‘ jährlich nur im Tausch gegen das alte.“ Dieser Tausch greife außerdem nur dann, wenn das abgegebene Gerät wiederverwendet werden könne, so ein Sprecher. Vodafone setze mit dieser Option genau das um, was die Kritiker forderten. Statt unter Rohstoffverlust und viel Energieaufwand zu recyceln, kämen die aufbereiteten Mobiltelefone etwa bei Versicherungsfällen als Ersatz zum Einsatz oder würden über einen Dienstleister in Entwicklungsländern als Alternative zu teureren Neugeräten angeboten.
In den Schubladen deutscher Verbraucher allerdings lagern schon jetzt, so schätzt der Kommunikationsverband Bitkom, 105 Millionen alte Handys. Längst gibt es Initiativen, die sich um die Verwertung der ausrangierten Mobiltelefone kümmern, wie die von der Deutschen Umwelthilfe und der Telekom 2003 ins Leben gerufene Aktion
Handys für die Umwelt
. Angesichts von bislang 1,6 Millionen gesammelten Apparaten spricht man bei der Deutschen Umwelthilfe von einem großen Erfolg, sieht aber noch Luft nach oben.
Nach Ansicht von Südwind-Experte Hütz-Adams zeigen diese Zahlen aber auch: Der Markt in Deutschland ist gesättigt. Vodafone versuche lediglich, seinen Absatz zu steigern. Sinnvoller sei es, Mobiltelefone länger zu nutzen sowie die bereits vorhandenen Altgeräte zu sammeln und zu recyclen. Ein immer weiter fortschreitender Abbau von Rohstoffen ist laut Hütz-Adams bei weitem nicht das einzige Problem. Sorge bereitet dem Fachmann auch, unter welchen Bedingungen in Zulieferbetrieben die neuen Smartphones zusammengebaut werden.
Von Joachim Heinz