Nach Bildern von einer kreisenden Friedenspfeife im Kloster und ähnlichen Szenen wurde auch jenseits des traditionalistischen Milieus der Vorwurf einer unzulässigen Vermischung der Religionen laut. Daraufhin intervenierte der damalige Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger. Christen, Muslime, Juden und Angehörige anderer Religionen könnten zwar an einem Ort zum Gebet zusammenkommen. Das Gebet selbst müsse jedoch stets getrennt voneinander erfolgen. Bei den folgenden Treffen in Assisi wurde dies genau beachtet.
Andererseits scheint auch klar, dass das Bild von einem Peres, einem Abbas und einem Franziskus, die gleichzeitig an drei verschiedenen Orten des Apostolischen Palastes für sich allein beten, nur von eingeschränkter Symbolkraft wäre. Manches spricht deshalb dafür, dass es noch eine gemeinsame Geste unterhalb der Schwelle eines Gebets geben könnte.
„Mut zum Frieden“
Franziskus hatte in den vergangen Tagen während seiner Nahostreise von Palästinensern und Israelis mehr „Mut zum Frieden“ gefordert. Die Bemühungen um eine Lösung des Nahostkonflikts müssten „vervielfacht“ werden. Die Verantwortlichen der Völker stünden in der „Pflicht, sich zu Werkzeugen und Erbauern des Friedens zu machen, vor allem im Gebet“, sagte der Papst.
Um das Datum der Zusammenkunft hatte es zunächst Verwirrung gegeben. Der „Osservatore Romano“ berichtete am vergangenen Montagnachmittag, das Friedensgebet finde am 6. Juni statt, wohingegen der Papst wenig später sagte, es gebe noch keinen Termin. Ursprünglich sollte das Friedensgebet nach vatikanischen Angaben noch während der Nahostreise des Papstes stattfinden.
Was darf man sich von der Begegnung erhoffen? Manche Beobachter weisen darauf hin, dass Peres'' Ausscheiden aus dem Amt im Juli die Bedeutung der Zusammenkunft erheblich mindere. Der Papst will zumindest übertriebenen Erwartungen vorbeugen. „Wir werden uns lediglich zum Gebet zusammenfinden. Und dann wird jeder wieder nach Hause gehen“, sagte er am vergangenen Montag. Die Hoffnung will er sich aber nicht nehmen lassen. Er glaubt, dass es schon hilft, „zusammen ohne weitere Diskussionen zu beten“.
Von Thomas Jansen