Ortega kommunizierte fortan nur noch mit Kardinal Miguel Obando Bravo, der sich für Ortegas Wahlkampf engagierte und den nationalen Verdienstorden erhielt. Am kritischen Rest der Ortskirche hatte Ortega kein Interesse mehr. Obendrein gewann Ortega die Präsidentschaftswahl 2011 unter der Aufsicht Rivas mit 62,16 Prozent so deutlich, wie es nicht einmal die optimistischsten Wahlumfragen vorausgesagt hatten. Damals gab es ebenfalls Zweifel, ob alles mit rechten Dingen zugegangen sei.
EU begrüßt Dialog
Anfang 2014 wurde auf Ortegas Veranlassung das Verbot der Wiederwahl, das zuvor am Parlament vorbei mit einem juristischen Kniff schon einmal ausgehebelt worden war,
ganz aus der Verfassung getilgt
. Wieder lief die Kritik der Ortskirche ins Leere. Angesichts der Bestätigung von Rivas im Amt mehrten sich die Zweifel, ob ein Dialog mit Ortega überhaupt Sinn habe. Bischof Juan Abelardo Mata bezeichnete die Ernennung von Funktionären als „eine Farce“. Seit Jahren würden dieselben Personen wichtige Posten im Staatsapparat besetzen. Unterdessen begrüßte die Europäische Union den geplanten Dialog zwischen Regierung und Kirche. Javier Sandomingo, EU-Botschafter für Panama, Nicaragua und Costa Rica, sagte vor internationalen Pressevertretern in der Hauptstadt Managua, der Dialog sei „wünschenswert“ und verdiene unterstützt zu werden.
Die Gespräche zwischen Regierung und Bischofskonferenz setzen indes einen Trend in Lateinamerika fort. In Mexiko, Venezuela, Argentinien und auch in Nicaragua ist eine zunehmende Politisierung der Ortskirchen zu erkennen. Mexikos Bischöfe wollten von Präsident Enrique Pena Nieto genaue Auskünfte über politische Reformen. In Argentinien kritisierte die Kirche die Korruption und die Gewalt in der Gesellschaft und sorgte damit für eine Diskussion mit Präsidentin Cristina Kirchner. In Venezuela versucht gar der Vatikan seinen Teil dazu beizutragen, die politische Krise als Vermittler zu lösen.
Von Tobias Käufer