Initiativen: Agrarkonzerne nicht mit Hilfsgeldern fördern
Entwicklungsorganisationen haben sich gegen eine Förderung von Agrarkonzernen im Rahmen der Entwicklungshilfe gewandt. FIAN , das INKOTA-Netzwerk und Oxfam Deutschland starteten am Dienstag mit einer Foto-Aktion vor dem Bundeskanzleramt in Berlin eine Kampagne Keine Entwicklungshilfe für Agrarkonzerne! .
Aktualisiert: 12.07.2015
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Entwicklungsorganisationen haben sich gegen eine Förderung von Agrarkonzernen im Rahmen der Entwicklungshilfe gewandt. FIAN , das INKOTA-Netzwerk und Oxfam Deutschland starteten am Dienstag mit einer Foto-Aktion vor dem Bundeskanzleramt in Berlin eine Kampagne Keine Entwicklungshilfe für Agrarkonzerne! .
Sie warfen der Bundesregierung vor, im Rahmen der German Food Partnership (GFP) und der Neuen Allianz für Ernährungssicherung (Neue Allianz) der G8-Staaten zunehmend Großunternehmen zu fördern. Anlass war das zweitägige Treffen des Leitungsrates der Neuen Allianz, das am Mittwoch im nigerianischen Abuja beginnt.
Nach Angaben der Entwicklungsorganisationen fördert die Bundesregierung im Rahmen von Programmen Unternehmen wie Bayer, BASF und Monsanto. Stattdessen sollte sie Kleinbauern bei der Sicherung der Nahrung helfen und eine umwelt- und klimagerechte Landwirtschaft fördern, so die Organisationen. Die GFP und die Neue Allianz hätten ihre Programme in enger Abstimmung mit Konzernen und privaten Stiftungen, aber unter weitgehendem Ausschluss von betroffenen Kleinbauern und der Zivilgesellschaft entwickelt. „GFP und Neue Allianz schmücken sich mit dem Etikett der Armutsbekämpfung, dienen aber vor allem den Profitinteressen der Konzerne“, erklärte das Bündnis.
„Gefährliche Partnerschaft“
Nach einer Studie von Oxfam unter dem Thema „Gefährliche Partnerschaft“ führen Kooperationsabkommen im Zuge der Neuen Allianz zu Gesetzen, die Bauern behindern, Saatgut frei zu teilen, zu tauschen oder zu verkaufen. Zudem zeigten erste Fälle, dass mit diesen Initiativen verbundene Investitionsprogramme Landkonflikte fördern. Auch die GFP diene dem Interesse der Unternehmen, sich neue Märkte für Saatgut und Pestizide zu erschließen. So habe Bayer in Kenia dank einer „produktneutralen“ Schulung über 20 Prozent mehr Pestizide an Kleinbauern verkaufen können.
Die Agrar-Expertin bei Oxfam, Marita Wiggerthale, kritisierte, dass die Bundesregierung mit diesen Kooperationen Kleinbauern „in die Abhängigkeit von Multis“ treibe. Nach den Worten von Jan Urhahn vom INKOTA-netzwerk sind Kleinbauern „das Rückgrat des globalen Ernährungssystems“. Daher müssten ihre Bedürfnisse im Zentrum der Entwicklungspolitik stehen. Der Agrarreferent von FIAN, Roman Herre, hielt der Regierung vor, die Diskriminierung von Kleinbauern zu verschärfen, „indem sie die ohnehin Mächtigen weiter politisch und finanziell fördert“.